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Solarenergie: Von der Sonne leben

Erneuerbare Energien sind auch in Marokko die Zukunft. Das nordafrikanische Land investiert bis 2020 allein neun Milliarden Dollar in Solaranlagen.

Rabat - „Diese große Solaranlage macht aus Ouarzazate ein kleines Emirat, ein Kuwait der Sonnenenergie“, freut sich Ali Fassi Fihri, Generaldirektor des marokkanischen Stromerzeugers Onep in Rabat. Im Herbst wird das Bieterverfahren eröffnet, und Ende des Jahres ist Baubeginn in Ouarzazate, das bisher eher mit seinen malerischen Lehmkasbahs als Filmkulisse Geschichte schrieb. Das erste Solarkraftwerk mit einer Leistung von 500 Megawatt und einer Fläche von 2500 Hektar – das ist in etwa zehn Mal der Wannsee – soll 2015 seinen Betrieb aufnehmen. Ouarzazate ist einer von fünf Standorten des marokkanischen Solarplans. Das Ziel dieser Neun-Milliarden-Dollar-Investition ist es, bis zum Jahr 2020 mit Hilfe der Sonnenenergie 2000 Megawatt für den eigenen Bedarf zu erzeugen.

Erneuerbare Energien sind auch in Marokko die Zukunft. Das Land muss heute 90 Prozent seines Energiebedarfs über Importe decken, und der Preis für fossile Energieträger wird sicher nicht fallen. Bei der Wasserkraft gibt es schon eine Infrastruktur. Die Staudämme sind zwar zurzeit gut gefüllt, aber das ist nicht immer so. Deswegen gilt das Interesse zunehmend anderen erneuerbaren Energien. „Wir haben viel Wind und viel Sonne“, sagt Fihri. Windanlagen sollen bis 2012 auf 1200 Megawatt und bis 2020 sogar auf 2000 Megawatt kommen. Schon 1997 wurde mit deutscher Hilfe ein Windpark mit 50 Megawatt Leistung aufgebaut. „Die Sonnenenergie wird bis 2020 noch einmal 2000 Megawatt liefern, so dass wir dann insgesamt 42 Prozent unseres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken“, sagt Mustapha Bakkoury, Direktor der staatlichen Solaragentur Masen. Allein damit könne man jährlich eine Million Tonnen Rohöl sparen und 3,7 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß vermeiden. „Diese 2000 Megawatt aus der Solarenergie sind für die Bedürfnisse des Landes reserviert. Sollte darüber hinaus mehr produziert werden, kann diese Energie exportiert werden.“

Der Solarplan soll nicht nur die Energieversorgung sichern. „Wir müssen die Industrialisierung vorantreiben und zumindest einen Teil der Investitionen im eigenen Land mit einem Partner tätigen“, sagt Bakkoury. „Gleichzeitig müssen wir eigene Forschungskapazitäten im Land aufbauen, um uns weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch die Förderung der beruflichen Bildung. Das alles sollte einen positiven Einfluss auf die Region ausüben, in der die Anlagen entstehen.“ So wird mit erneuerbaren Energien ein ganzes Land erneuert. Rolf Brockschmidt

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