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Zurück an die Arbeit. Conergys Werk in Frankfurt (Oder) produzierte am Freitag nach einigen Tagen Pause wieder. Dort sind die Jobs aber noch nicht gesichert.

© dpa

Solarindustrie: Conergy wird zerschlagen

Das Unternehmen Conergy galt lange als Zukunftskind der deutschen Solarindustrie. Doch gegen den weltweiten Preiskampf konnte es nicht bestehen und musste Insolvenz anmelden. Ein US-Investor kauft nun die Marke und den Vertrieb, aber nicht die Werke in Brandenburg.

Nur zwei Wochen nachdem der Solarkonzern Conergy Insolvenzantrag gestellt hat, kann sich ein Teil der Mitarbeiter Hoffnungen auf Weiterbeschäftigung machen. Das gilt zumindest für das Management und den Vertrieb in der Hamburger Zentrale und im Ausland, also für rund 400 der insgesamt 1200 Angestellten. Ihre Kollegen in der Fertigung an den Brandenburger Standorten müssen hingegen weiterbangen.

Der Finanzinvestor Kawa Capital Management aus Miami in Florida teilte am Freitag seine Absicht mit, Conergys weltweite Vertriebseinheiten „und die damit verbundenen notwendigen Verwaltungs-, Management- und Infrastrukturfunktionen“ zu übernehmen. Conergy vertreibt Solarmodulsysteme unter anderem in Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich, Großbritannien, Griechenland, in den USA, Australien und Thailand. Zudem kauft Kawa den Markennamen. Darauf habe man sich mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz geeinigt. Der Vertrag soll in der zweiten Augusthälfte unterschriftsreif sein. Die Produktionstöchter sind ausdrücklich nicht Teil des Geschäfts.

Undritz teilte aber mit, es gäbe „erfolgversprechende Gespräche“ für Conergys Tochter Mounting Systems GmbH, die in Rangsdorf am südlichen Berliner Stadtrand mit 200 Mitarbeitern Montagesysteme für Solarmodule fertigt. Und für die 2007 eröffnete Solarmodulfabrik in Frankfurt (Oder) mit 320 Beschäftigten versprach der Insolvenzverwalter eine „zeitnahe Lösung“. Das Werk nahm am Freitag nach einigen Tagen Produktionsstopp wieder den vollen Schichtbetrieb auf. Es wurden wieder erste Waren ausgeliefert, teilte Conergy mit. Die Mitarbeiter erhalten derzeit Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit, somit ist die Produktion bis Ende September gesichert. „Die Stimmung ist verhalten optimistisch“, sagte Harald Frick, Betriebsratsvorsitzender des Frankfurter Werks, der Deutschen Presse-Agentur.

Conergy zählte vor wenigen Jahren neben Solarworld, Q-Cells und Solon noch zu den ganz Großen der Solarindustrie. Im Herbst 2007 kostete eine Aktie mehr als 180 Euro. Dann platzte die Blase und der Konzern fand angesichts wachsender Konkurrenz aus China nie wieder zur alten Stärke zurück, galt immer wieder als Pleitekandidat. Am Freitag machte die Aktie wegen der Teil-Übernahme einen Sprung: auf winzige 0,09 Euro.

Die augenscheinlich recht jungen Kawa-Manager hatten schon vor Monaten Verhandlungen mit Conergy aufgenommen. Die Insolvenz dürfte ihnen die Kaufentscheidung enorm erleichtert haben. Zahlen wurden nicht genannt. Kawa verwaltet rund 500 Millionen Dollar seiner Anleger. Gründer und Chef Daniel Ades, teilte mit, er erwarte, dass die Solarmärkte überdurchschnittlich stark wachsen werden, sobald Fotovoltaik die Netzparität erreicht habe, also zu konkurrenzfähigen Preisen Strom erzeugt. „Conergy verfügt über eine einzigartige Aufstellung, um weltweit von diesem Wachstum zu profitieren.“

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