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Solarthermie: Energie vom anderen Stern

Der Chef des Schott-Konzerns und Solar-Unternehmer Udo Ungeheuer äußert sich positiv über das geplante Desertec-Projekt: Die Solarthermie bekomme dadurch politisches Gewicht.

Udo Ungeheuer, Vorstandschef des Mainzer Schott-Konzerns, hofft auf greifbare Erfolge beim Gründungstreffen der „Desertec-Industrie-Initiative“, zu dem die Münchener Rückversicherung an diesem Montag geladen hat. „Wir sind davon überzeugt, dass das Treffen weit mehr bietet als nur die Gelegenheit für schöne Fotos“, sagte der Solar-Unternehmer dem Tagesspiegel. „Eine starke Industrieallianz kann der Solarthermie jetzt nicht nur wirtschaftliche und technologische Relevanz, sondern auch spürbar politisches Gewicht verschaffen.“

An dem Treffen in München werden neben Schott unter anderem auch Vertreter von Siemens, Eon, RWE und der Deutschen Bank teilnehmen. Obwohl sich die Energieversorger im Vorfeld zurückhaltend gezeigt hatten, äußerte sich Schott-Chef Ungeheuer zu einer Zusammenarbeit optimistisch: „Wir sind mit den Energieversorgern seit langem im Gespräch, und sie nehmen das Thema erneuerbare Energien sehr ernst, investieren in Windkraft und zunehmend in die Solarenergie.“ Die Sonnenenergie habe physikalisch gesehen mit Abstand das größte Potenzial für die Energieversorgung der Zukunft. „Wenn man in langen Zeiträumen denkt, wird die Solarenergie darum einen ganz großen Anteil am Energiemix der Stromversorger haben.“

Kurzfristig wird es allerdings zunächst um wirtschaftliche Machbarkeitsstudien gehen. Technisch gilt die Solarthermie als ausgereift. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei beeindruckt von der Technologie, sagte Ungeheuer. Auf einem Flug nach Algerien habe er das Thema der studierten Physikerin unlängst erläutert. „Ich habe ihr von den vier Meter langen Schott-Röhren aus Glas und Stahl erzählt, die Temperaturdifferenzen von 400 Grad Celsius aushalten müssen. Das fand Frau Merkel so interessant, dass sich eine lange Unterhaltung ergeben hat.“

Die USA planen Solarkraftwerke, die je einen halben Kohlemeiler ersetzen

Schott ist mit großem Abstand Weltmarktführer bei der Entwicklung und dem Verkauf von Solar-Receivern, in denen das von Spiegeln gebündelte Sonnenlicht in Wärme umgewandelt wird. Im Mai hat Schott ein mehr als 100 Millionen Euro teures Werk für Solar-Receiver und Solarmodule in den USA eröffnet – und sich gleich genügend Fläche gesichert, um die Größe des Werks bei Bedarf zu vervierfachen. „In den USA werden schon eine ganze Reihe von Projekten in einer Größenordnung von bis zu 300 Megawatt geplant“, berichtet Ungeheuer. „Das sind ganz neue Dimensionen.“ Zum Vergleich: Ein typisches Kohlekraftwerk liefert 600 Megawatt Leistung.

Auch der Siemens-Konzern will sich künftig stärker in der Solartechnik engagieren und zu einem der führenden Anbieter weltweit aufsteigen. Das sagte Vorstandschef Peter Löscher dem Magazin „Der Spiegel“. Gleichzeitig wies er Kritik an dem geplanten Wüstenstromprojekt zurück, wonach es unwirtschaftlich sei, den in Afrika gewonnenen Strom bis nach Europa zu transportieren. „Stromautobahnen können heute technisch und wirtschaftlich höchst effizient sein. Für uns gehört das schon heute zum Stammgeschäft“, sagte Löscher.

Andreas Menn

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