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Wirtschaft: Solarwerte kosten Nerven

Die Quartalszahlen der Firmen lassen die Kurse stark schwanken. Bei Conergy startet ein neuer Vorstand

Berlin - Wer in Solarwerte investiert hat, braucht derzeit starke Nerven. Die Firmen – ob nun die in die Krise geratene Conergy, die Berliner Solon, Solarworld oder Ersol – legen in diesen Tagen ihre Quartalszahlen vor, und die Aktienkurse begeben sich auf Berg- und Talfahrt. Volatil nennen die Börsianer solche starken Schwankungen. Noch am Dienstag hatten viele Inhaber von Solarwerte-Papieren Kasse gemacht. Gewinnmitnahmen führten zu Kursverlusten und drückten den Öko-Dax um fast acht Prozent auf 777 Punkte. Der Index spiegelt die Entwicklung bei Firmen wider, die sich mit regenerativen Energien befassen.

Am gestrigen Mittwoch sorgten dann die überraschend guten Zahlen von Q-Cells für die Gegenbewegung. Die Q-Cells-Aktien stiegen bis zum Schluss um 6,7 Prozent auf rund 92,65 Euro und setzten sich damit an die Spitze des Tec-Dax. Der Solarzellenhersteller konnte im abgelaufenen Quartal vom Ausbau seiner Kapazitäten sowie der hohen Nachfrage nach Solarzellen, insbesondere aus dem Ausland, profitieren. Der Gewinn stieg um 43 Prozent auf 50,2 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten hat das Unternehmen aus Bitterfeld-Wolfen sein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 44 Prozent auf 131,1 Millionen Euro gesteigert, der Umsatz sei um 50 Prozent auf 577,1 Millionen Euro gestiegen.

Die Prognosen wurden angehoben. Der nach eigenen Angaben weltweit zweitgrößte Solarzellenhersteller erwartet für 2008 ein deutlich höheres Umsatzvolumen von 1,2 Milliarden Euro (nach bislang mindestens einer Milliarde Euro). Die Umsatzerwartung für 2009 liegt jetzt bei 1,7 nach bisher 1,4 Milliarden Euro.

Auch Solarworld konnte am gestrigen Mittwoch einen Gewinnsprung vermelden. Demnach wuchs das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Vergleich zum Vorjahresquartal um 67 Prozent auf 44,3 Millionen Euro. Der Konzerngewinn legte operativ um 72 Prozent auf 24,7 Millionen Euro zu. Solarworld berichtete vor allem über ein sehr dynamisches Solarmodul- und Wafergeschäft. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres habe der Konzern mit einem Ebit von 117,4 Millionen Euro im operativen Geschäft damit das Gesamtjahresergebnis 2006 (118 Millionen Euro) bereits erreicht. Die Umsatzerlöse kletterten in den ersten neun Monaten gegenüber der Vorjahreszeit um 46 Prozent auf 478,2 Millionen Euro. Die Anleger hörten die Nachrichten gerne, der Kurs stieg um 0,25 Prozent auf 43,46 Euro.

Kurssteigerungen um 3,7 Prozent auf 80,60 Euro gab es bei der Berliner Solon, die bereits am Dienstag sehr gute Zahlen vorgelegt hatte.

Ganz anders hingegen die Situation bei Conergy. Der Lieferant von Solaranlagen ist im dritten Quartal in die roten Zahlen gerutscht und hatte zwischenzeitlich sogar Zahlungsschwierigkeiten. Es folgten eine Kapitalerhöhung und die Ablösung von Hans-Martin Rüter. Der Unternehmensgründer und bisherige Vorstandsvorsitzende gab sein Amt an den früheren Chef des Kaffee- und Handelskonzerns Tchibo, Dieter Ammer, ab, der bisher Chef des Aufsichtsrates war. Am Mittwoch berichtete ein Sprecher von Conergy, der Niederländer Pepyn R. Dinandt werde an diesem Donnerstag in den Vorstand einziehen und dann auch Stellvertreter von Interims-Chef Dieter Ammer. Dinandt gilt als Sanierungsfachmann. Doch die Anleger bleiben misstrauisch. Der Kurs der Conergy-Aktie gab bis zum Schluss um knapp drei Prozent auf 29,90 Euro nach.

Und auch Ersol Solar Energy musste die Erwartungen dämpfen. Nach neun Monaten lag der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 16 Millionen Euro fünf Prozent unter Vorjahresniveau. Er soll zum Jahresende zwar wie geplant 20 Millionen Euro erreichen, die Umsatzerlöse werden sich, so Ersol, allerdings nur im unteren Bereich der Prognosespanne von 148 bis 155 Millionen Euro bewegen. Die Anleger sind gewarnt – der Kurs gab um fast fünf Prozent nach.

Daniel Rhée-Piening

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