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Aufs Dach steigen sollte man der Solaranlage nicht selbst, da die empfindlichen Module verkratzen könnten. Foto: Steffi Loos/ddp

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Wirtschaft: Solarzellen im Winterschlaf

Wie man aus trüben Tagen das Beste herausholt

Kaum entschließt sich ein Bauherr zur Anschaffung einer Solaranlage, hört er von Freunden und Kollegen: „Aber im Winter bringt das doch nichts.“ Der Einwand ist nicht von der Hand zu weisen. Denn natürlich produziert eine Fotovoltaikanlage in grauen Wintermonaten weniger Kilowattstunden Strom als an langen Sommertagen. Die Zellen gewinnen nun einmal Strom aus Licht – und die Ausbeute hängt definitiv davon ab, ob Wolken am Himmel stehen, der August wieder einmal verregnet oder der Januar verschneit ist. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass der Ertrag im Dezember und Januar bei weniger als 20 Prozent des Ertrags im Juni oder Juli liegt.

Dennoch ist die Schlussfolgerung nicht ganz schlüssig. Denn der „Ertrag“ einer Solaranlage wird über das Jahr gerechnet. Es gibt nun einmal bei regenerativen Energien keine Grundauslastung: Die Sonne muss scheinen oder der Wind wehen. Deswegen setzt auch kein Anlagenbesitzer allein auf die Solarenergie. Vielmehr speist er den von ihm gewonnenen Ertrag in der Regel komplett in das öffentliche Netz ein und bezieht den Strom für den Eigenverbrauch weiterhin von einem Stromanbieter. Der Besitzer ist also ein Zulieferer, dem für neue Anlagen zwischen 21,11 und 28,74 Cent pro Kilowattstunde Solarstrom zustehen.

Natürlich will jeder Häuslebauer die Leistung seiner Anlage optimieren. Die ist im Winter schon gering genug – und wird noch kleiner, wenn die Anlage verschmutzt ist. Staub, Ruß oder Vogelkot können die Leistung um bis zu 30 Prozent mindern. Und wenn die Platten von Schnee bedeckt sind, liefert die Anlage gar keinen Strom mehr.

Den wichtigsten Schritt hin zur Leistungsoptimierung – und auch entscheidend für die spätere Reinigung der Anlage – ist die Montage. Je steiler der Neigungswinkel ist (ab 40 Grad und mehr), desto leichter rutschen Verunreinigungen und im Winter der Schnee auf dem Sicherheitsglas ab. Allerdings sind die Möglichkeiten der Aufstellung eingeschränkt, denn die Neigung der Dächer gibt natürlich die Neigung der Module vor. Eigentümer von Häusern mit Flachdach haben mehr Möglichkeiten. Sie können die Anlage aufständern und die Neigung der Module sogar in Form einer flachen Sommer- und einer steilen Wintervariante anpassen.

Verschiedene Hersteller haben außerdem versucht, die Anlage selbst zu beheizen, zum Beispiel durch eine Spirale wie in einer Autorückscheibe. Allerdings gibt es bis heute für erneuerbare Energien keine marktfähigen Batterien zum Abspeichern von Strom. Sie sind einfach zu teuer und auch die Entsorgungsfrage ist nicht geklärt: Lithium-Ionen-Akkus etwa kosten 1000 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität.

Zum Säubern der Anlage sollte man übrigens nicht selbst aufs Dach steigen, das gerade bei Nässe oder Eisglätte seine Tücken hat. Abgesehen von der Sturzgefahr kann das Wegfegen des Schnees sogar kontraproduktiv sein, weil die Module möglicherweise verkratzen. Es gibt außerdem durchaus Anlagenbesitzer, denen der Schnee gleichgültig ist. Ein Nachbar, auf seine Reinigungstechniken befragt, sagt: „Ich kümmere mich nicht um Schneefall. Meine Anlage bringt im Winter sowieso kaum Leistung. An guten Tagen reicht es gerade, um den Wasserkocher zu betreiben und an den meisten Tagen bringt die Anlage gar nichts. Außerdem hole ich an zwei Sommertagen herein, was mir der ganze Dezember bringt. Da jongliere ich doch nicht auf meinem Dach herum.“

Und dann gibt es noch Menschen, die sich sogar über den Schnee auf ihrer Anlage freuen. Denn oft rutscht der Belag später von den glatten Flächen herunter und trägt dadurch sogar zur Reinigung der Module bei. Die Berliner Energieagentur GmbH rät sogar insgesamt eher von einer Reinigung der Anlagen ab und verweist auf den Selbstreinigungseffekt: eben durch Schnee oder auch Regenwasser.

Am Ende noch ein paar Ratschläge für Menschen, die ihrer Anlage bei Frost und Schnee immer noch zu Leibe rücken wollen, um das Optimum herauszuholen: Sie sollten keinen Hochdruckreiniger und keine starken Reinigungsmittel verwenden, sondern einfache Haushalts- oder Glasreiniger. Um Kalkflecken auf den Modulen zu vermeiden, sollte man mit Regenwasser oder voll entsalztem Wasser arbeiten. Als Hilfsmittel können Teleskopstangen dienen, mit denen man allerdings sehr vorsichtig sein sollte, um die Moduloberfläche nicht zu beschädigen. Die Module selbst sollte man überhaupt nicht und das Dach nur mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen betreten. Bei stark verschmutzten Anlagen ist es sinnvoll, eine Reinigungsfirma zu beauftragen. Frank Wendler

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