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Solidarität: Opel-Mitarbeiter beschließen Lohnverzicht

Die Mitarbeiter des schwer angeschlagenen Autokonzerns Opel wollen ihren Teil zur Rettung der GM-Tochter beitragen: Sie werden 1,5 Tage im Monat auf Lohn verzichten.

Die Opel-Mitarbeiter wollen die Liquidität des deutschen Autobauers durch Lohnverzicht sichern – die Belegschaft im Stammwerk Rüsselsheim und im Testzentrum im hessischen Rodgau-Dudenhofen werde im Mai und Juni jeweils 1,5 Tage arbeiten, ohne dafür Geld zu erhalten, sagte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. "Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass GM kommende Woche in die Insolvenz geht und dass das enorme Auswirkungen auf Zulieferer haben kann, die auf Vorkasse bestehen", sagte Franz. Deshalb müssten alle möglichen Liquiditätsreserven gehoben werden, bis der Überbrückungskredit von Bund und Ländern greife.

In der Belegschaft sei die Zustimmung zu dem Vorhaben groß. Allerdings werde niemand gezwungen, mitzumachen. Zum Ausgleich sollen die Mitarbeiter zwischen Weihnachten und Neujahr sechs Tage bezahlten Sonderurlaub nehmen dürfen. "Die Verzinsung beträgt also 100 Prozent", sagte Franz.

Vierter Bieter aus China

Zudem wurde am Freitag bekannt, dass offenbar ein vierter Bieter ins Rennen um die Opel-Übernahme eingestiegen ist. Ein chinesischer Hersteller habe der Opel-Mutter General Motors (GM) am Donnerstag schriftlich sein Interesse signalisiert, berichtete die US-Wirtschaftsagentur Bloomberg. Der Brief soll einen Tag nach dem Ende der eigentlichen Frist eingegangen sein. Allerdings sei noch offen, ob es tatsächlich zu einem detaillierten Angebot komme.

Zuvor hatte es bereits drei Angebote für Opel gegeben: Der italienische Autobauer Fiat, der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna sowie der US-Finanzinvestor Ripplewood möchten Opel übernehmen. Allerdings sehen alle drei Angebote Regierungskreisen zufolge einen deutlichen Abbau von Stellen vor. Davon seien auch die vier deutschen Opel-Werke betroffen – nach einem Bericht der Bild-Zeitung könnten europaweit rund 10.000 Stellen wegfallen. Das wäre fast jeder fünfte der 55.000 Arbeitsplätze von Opel in Europa.

Staatsbürgschaften gefordert

Auch steht fest: Ohne den Staat wird die Übernahme nicht gelingen. Nach weiteren Informationen der Bild-Zeitung verlangt Magna Bürgschaften von rund fünf Milliarden Euro, Ripplewood taxiere den abzudeckenden Kreditbedarf auf unter fünf Milliarden Euro; die höchsten Staatsgarantien verlange Fiat mit rund sieben Milliarden Euro. Um Übernahmeverhandlungen zu ermöglichen, die sich bis zum Herbst hinziehen dürften, will der Bund mit einem Treuhand-Modell eine Brückenfinanzierung über 1,5 Milliarden Euro bereitstellen.

Spätestens Anfang nächster Woche soll in den USA und bei der Bundesregierung eine Vorentscheidung fallen, rechtzeitig bevor GM Insolvenz anmeldet, was voraussichtlich am Donnerstag passieren wird. Die zuständigen Minister wollten deshalb schon am Freitag im kleinen Kreis bei Kanzlerin Angela Merkel über die Angebote beraten. Die Entscheidung, wer zum Zuge kommt, liege allerdings in den Händen von GM, betonte das Wirtschaftsministerium. Die Regierung selbst habe noch keine Präferenz, so Vize-Regierungssprecher Thomas Steg.

Opel-Betriebsrat favorisiert Ripplewood-Angebot

Indes sieht sich Fiat-Chef Sergio Marchionne einem Bericht der Zeitung La Stampa zufolge auf Erfolgskurs. "Fiat hat eine Chance von mehr als 50 Prozent, bei Opel zum Zuge zu kommen", sagte der Manager. Einem Bericht von Automotive News zufolge hat Fiat zwei verschiedene Gebote vorgelegt – eines mit und eines ohne eine Offerte für das GM-Lateinamerika-Geschäft.

Einem Medienbericht zufolge favorisiert GM selbst allerdings den Zulieferer Magna. Fiat rangiere erst an dritter Stelle, berichtete Spiegel online ohne Nennung einer Quelle. Auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sieht Opel am besten beim österreichisch-kanadischen Zulieferer aufgehoben. Dem Deutschlandfunk sagt Koch, das Angebot von Magna erfülle am ehesten die Hoffnungen der Arbeitnehmer. Die Fiat-Offerte sei dagegen weit von dem entfernt, was man sich erhofft habe.

Russische Bank würde Finanzgarantien bereit stellen

Sollte tatsächlich Magna bei Opel einsteigen, erwägt die russische Sberbank Kreisen zufolge, Finanzgarantien bereitzustellen. Bisher werde nicht über Geld oder Kredite, sondern über Garantien gesprochen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Bei der Sberbank wollte sich zunächst niemand dazu äußern.

Vor einer Woche hatte allerdings der Chef der Bank, German Gref, eine Beteiligung an einem Gebot für die deutsche GM-Tochter nicht ausgeschlossen. Das Interesse an einem Opel-Geschäft sei größtenteils von staatlichen Interessen geleitet, erklärte er. Neben der Sberbank wurde auch der russische Autobauer Gaz als Partner des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna für einen Einstieg bei dem Rüsselsheimer Konzern genannt. (on/dpa)

ZEIT ONLINE

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