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Wirtschaft: Sommerloch: Experten rechnen erst im Frühherbst mit einer Aufwärtsbewegung an der Bösre

Kleinanleger können getrost Ferien machen und auch ihrem Wertpapierdepot Urlaub gönnen. Die von Banken und Analysten herbeigesehnte "Sommerrallye" an den Börsen ist nicht in Sicht.

Kleinanleger können getrost Ferien machen und auch ihrem Wertpapierdepot Urlaub gönnen. Die von Banken und Analysten herbeigesehnte "Sommerrallye" an den Börsen ist nicht in Sicht. Vielmehr macht sich weltweit das schon traditionelle Sommerloch breit. Anlagestrategen vertrösten ihre Klientel - vor allem nach den jüngsten Kurseinbrüchen - daher auf den Herbst und das Jahresende. "Wir gehen davon aus, dass es im Sommer keine Aufwärtsbewegung gibt", ist Chefanalyst Karl Eugen Reis von der DG Bank überzeugt. Dabei hatte sein Institut schon im Frühjahr die Talsohle - selbst für die arg verprügelten Wachstumswerte des Neuen Marktes - gesehen. Trotz der unerwartet langen Flaute lässt der Profi den Mut aber nicht sinken: "Im August und September dürfte es wohl wieder aufwärts gehen." Bis zum Jahresende erwartet Reis den Deutschen Aktienindex (Dax) sogar auf Rekordhöhen von rund 8000 Punkten. Derzeit dümpelt das wichtigste Börsenbarometer bei 7000 Zählern dahin.

Auch die Deutsche Bank macht ihrer Kundschaft Hoffnung auf neue Kurshöhen. Der Gipfelsturm wird aber erst zum Jahresende vorhergesagt. Der Optimismus wird vor allem von der deutlichen Konjunkturbelebung in den Euroländern gespeist. Die Wirtschaft auf dem Kontinent entwickele sich besser als prognostiziert. Kräftiger Rückenwind komme zudem aus Asien und Lateinamerika. "Vor allem in Euroland stehen die Börsenampeln auf grün", meint daher der Chefstratege der Deutschen Bank für Privatanleger, Alfred Roelli.

Die Stimmung an den Märkten ist seit Wochen aber trostlos. "Hier ist absolut tote Hose", wird auf dem Parkett geklagt. Während die niedrigen Umsätze für Langeweile sorgen, hinterlassen sie in manchem Depot tiefe Spuren und zehren an den Nerven der Anleger. Besonders am Neuen Markt können schon kleine Verkaufsorder die Kurse in den Keller drücken, da von den meist kleinen Wachstumsfirmen ohnehin nur sehr wenige Aktien umlaufen. Vor allem hier haben sich deshalb viele Investoren wieder kräftig die Finger verbrannt.

Sogar die Börsengurus in manchen TV-Sendungen sind mit ihrem Latein am Ende. Die sonst übliche "Montags-Hausse" nach den vermeintlichen Geheimtipps der Profi-Spekulanten vom Wochenende bleibt aus. Die angepriesenen "Kurs-Raketen" zünden nicht und manch scheinbar sicherer "100-Prozent-Kracher" wird nach wenigen Tagen zum Rohrkrepierer. Grund dafür ist auch der zunehmende Vertrauensverlust in die Chefs einiger Neuer-Markt-Firmen.

Inzwischen hat sich nämlich gezeigt, dass der "Fall Gigabell", der im Herbst 1999 für Aufregung gesorgt hatte, keine Ausnahme war. Wie bei dem Frankfurter Telekommunikations-Spezialisten war auch bei anderen Senkrechtstartern die positive Wachstums-Prognose schon kurz nach dem umjubelten Börsengang wieder Makulatur. Doch auch diesmal ist nicht sicher, wie lange der Schock anhält. Nach dem Urlaub könnte sich das Kurzzeitgedächtnis wieder durchsetzen. Dann geht es in die neue Runde nach der alten Börsenweisheit: "Wenn der Bulle einmal rennt, gibt es kein Halten mehr."

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