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Unübersehbar. In vielen Geschäften hat der Schlussverkauf bereits begonnen.

© dpa

Sommerschlussverkauf: Endspurt um Schnäppchen

Eine Jeans für fünf Euro, die Flipflops für vier. Dazu ein neues Poloshirt für 3,99 oder eine Krawatte für 7,95 Euro. Im Schlussverkauf erhöhen die Händler noch einmal die Rabatte.

Berlin - Die roten Prozentzeichen in den Schaufenstern der Einkaufsstraßen zeigen es deutlich: Die Zeit für Schnäppchenjäger ist gekommen und geht nun in die heiße Phase. Denn nach den schwarz- rot-goldenen Angeboten zur Fußball- Weltmeisterschaft und bereits vielen Rabatten in den vergangenen Wochen startet an diesem Montag landesweit der Sommerschlussverkauf (SSV). Die Branche verspricht drastische Preissenkungen. „Die Kunden in Berlin können sich auf Rabatte bis zu 70 Prozent freuen“, kündigt Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg an.

Fast zwei Drittel der bundesweit 400 000 Geschäfte dürften sich am zumeist zweiwöchigen SSV beteiligen – neben Textilläden besonders Möbel- und Elektromärkte. Vor allem die Modehändler nutzen den Ausverkauf, um Platz für die Herbstware zu schaffen. „In den Innenstädten gibt es keine Lagerräume, deshalb muss die Ware raus“, erklärt Jürgen Dax vom Verband des Textileinzelhandels. Auch viele Elektronikketten müssen die Regale für neue Geräte leeren.

Die Zeiten, in denen Deutschlands Einzelhändler gesetzlich vorgeschrieben nur in den letzten Januar- und Juliwochen ihre Saisonware reduzieren durften, sind allerdings lange vorbei. Seit 2004 können die Geschäfte selbst über Sonderrabatte bestimmen. Doch ganz aufgeben will die Branche die beliebten Schlussverkäufe nicht. Der SSV hat schließlich Wiedererkennungswert. Das führt dazu, dass die Rabattwellen meist einige Wochen vorher kräftig anrollen und sich dann zum Ausverkauf noch einmal steigern.

So läuft es auch in diesem Sommer, etwa bei den Galeries Lafayette in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte. „Wir haben mit 30 Prozent Rabatt angefangen, waren dann bei 50 Prozent und werden unsere Ware nun um bis zu 80 Prozent reduzieren“, berichtet eine Sprecherin.

Die Warenhauskette Kaufhof wirbt bereits seit Mitte Juli für ihre „Saisonräumung“. Im KaDeWe, das zum Konkurrenten Karstadt gehört, wurde sogar schon seit Anfang Juni reduziert. „Der klassische Sommerschlussverkauf ist aus der Mode gekommen“, erklärt eine Sprecherin. Heutzutage werde neue Ware nicht mehr saisonweise geliefert, weshalb ein einheitlicher Räumungsverkauf überflüssig geworden sei. Doch auch das KaDeWe verspricht für die kommenden Tage: „Die eine oder andere Marke kann noch heruntergesetzt werden.“ Andere Karstadt-Häuser haben seit vergangener Woche einzelne Waren bereits um bis zu 70 Prozent reduziert. Auf bereits heruntergesetzte Produkte gibt es jetzt noch einmal 20 Prozent Rabatt.

Wie Unternehmen ihre Reduzierungen am besten vermarkten, ist in der Branche umstritten. Kai Falk vom Einzelhandelsverband HDE warnt vor Schnellschüssen: „Wir empfehlen den Händlern, die Rabatte langsam zu steigern. Zu hohe Nachlässe gleich am Anfang sind geschäftsschädigend.“ Jürgen Dax vom Textilhandelsverband fügt hinzu, dass jeder seine Rabatte so setze, wie er sie braucht. Es gebe auch Anbieter die ihre Bekleidung auf die Seite hängen und im kommenden Jahr wieder verkaufen. Dies funktioniere jedoch nur mit zeitloser Kleidung – zum Beispiel Hemden in neutralen Farben. Wegen der verbesserten Konsumlaune glaubt Falk, dass die Sommerwaren in diesem Jahr bald ausverkauft sein werden. Nach einem Minus im Krisenjahr 2009 rechnet die Branche für 2010 mit einem Gesamtumsatz von 400 Milliarden Euro.

Die aktuelle Sommersaison sei im Modehandel „mehrheitlich erfolgreich gelaufen“, meldet der Branchenverband. In den ersten sechs Monaten habe der Modefachhandel seine Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Prozent gesteigert – auch wenn es von Geschäft zu Geschäft „zum Teil große Unterschiede“ gebe. Vor allem die hohen Temperaturen in den vergangenen Wochen und die gute Stimmung während der Fußball-WM haben dazu beigetragen, dass der Konsum anzog, berichtet der Verband.

Das gilt auch für Berlin. „Wir bleiben eine arme Metropole, aber für die Krise zeigen sich die Umsätze im Handel erstaunlich stabil“, sagt Busch-Petersen.

David C. Lerch/Patrick Weber

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