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Sonderfall Berlin: Arbeitslosigkeit trifft insbesondere Hartz-IV-Empfänger

Die Arbeitslosigkeit in Berlin sinkt auch im aktuellen Aufschwung nur geringfügig. Einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge liegt das vor allem an der besonderen Situation in der Hauptstadt.

„Mehr als 80 Prozent der Berliner Arbeitslosen beziehen Hartz IV“, schreibt das Institut. Und die Hälfte der derzeit 230 000 Arbeitslosen hat keine Berufsausbildung. „All dies deutet darauf hin, dass sich die Arbeitslosigkeit in Berlin in einigen Bereichen deutlich verhärtet hat.“ Und zwar gilt das nach Beobachtung des Instituts für Einsatzfelder unqualifizierter Arbeitskräfte „aber auch für einige Akademiker, insbesondere Sozialwissenschaftler und Künstler“. Auf der anderen Seite sind es „Facharbeiter im industriellen Bereich“, die am ehesten einen Job finden. Im Juni waren gut 230 000 Berliner bei den Arbeitsagenturen gemeldet.

Seit 2005 ist die Wirtschaft in Berlin „kräftig expandiert“, in der Folge gab es auch zusätzlich Arbeitsplätze. Trotzdem baute sich die Arbeitslosigkeit in geringerem Maße ab als im Bundesdurchschnitt. Und seit zwei Jahren gibt es sogar überhaupt keinen Rückgang mehr. Das erklärt das DIW unter anderem mit „Wanderungsgewinnen“ – die Zahl der Einwohner im erbwerbsfähigen Alter wächst. Für die „alten“ Berliner Arbeitslosen ist das schlecht, denn neue Arbeitsplätze „werden mit Personen besetzt, die nach Berlin zuwandern“.

Die Politik, da ist sich Karl Brenke vom DIW sicher, kann nicht viel dagegen tun. „In erster Linie kommt es darauf an, wachstumsfördernde Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung zu setzen.“ Von einer aktiven Arbeitsmarktpolitik hält der Wissenschaftler indes nichts. Ein öffentlich geförderter Beschäftigungssektor, das zeigen Brenke zufolge die Erfahrungen mit ABM, bringe keine zusätzliche Beschäftigung. „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vermitteln den Teilnehmern das Gefühl, einen Job zu haben, und hindern sie dadurch vielfach daran, sich eine reguläre Beschäftigung zu suchen“, schreibt Brenke im aktuellen Wochenbericht des DIW. Schließlich widmet er sich der „hohen Jugendarbeitslosigkeit. „Stimmen seitens der Unternehmen, die auf eine mangelhafte Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen verweisen, sind so lange wenig überzeugend, wie nicht genügend Lehrstellen bereitgestellt werden.“

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