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Wirtschaft: Sonderposten retten Gewinn der Hypo-Vereinsbank

Münchener Institut kehrt zurück in die schwarzen Zahlen – doch die Zweifel an den ehrgeizigen Zielen sind groß

München (nad). Die Hypo-Vereinsbank (HVB) wird nach Einschätzung von Analysten am Mittwoch zum ersten Mal seit vier Quartalen wieder schwarze Zahlen ausweisen. Grund zur Freude haben die Münchener nach Ansicht der Experten jedoch nicht: Das voraussichtlich positive Ergebnis im dritten Quartal kommt vor allem durch Sondereffekte zustande. Die Analysten bezweifeln, dass Bankchef Dieter Rampl seine ehrgeizigen Jahresziele noch erreichen kann. An der Börse kletterte die Aktie dennoch um 4,8 Prozent auf 17,46 Euro.

„Das Quartalsergebnis ist durch den Verkauf der Norisbank und die Abspaltung der Gewerbeimmobiliensparte zur Hypo Real Estate Holding stark verzerrt“, sagte Analyst Andreas Pläsier von der Berenberg Bank dem Tagesspiegel. Pläsier rechnet mit einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 260 Millionen Euro und mit einem Nettoergebnis von 104 Millionen Euro. Konrad Becker von Merck Finck erwartet ein Ebit von 236 Millionen Euro und ein Nettoergebnis von 78 Millionen Euro. „Auf den ersten Blick erscheint das Ergebnis sehr erfolgreich; aber eigentlich schreibt die Bank nach wie vor rote Zahlen“, sagte Becker.

Der Verkauf der Nürnberger Norisbank und der Teilbörsengang der Tochter Bank Austria hatten 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro in die Kasse der HVB gespült. Allein der Verkauf der Norisbank brachte dem zweitgrößten deutschen Kreditinstitut einen Buchgewinn von etwa 270 Millionen Euro ein, der in das dritte Quartal einfließt. Der Verkauf des Schweizer Bankhauses Bank von Ernst, den die HVB vor drei Wochen bekannt gegeben hatte, wird dagegen erst im vierten Quartal in der Bilanz berücksichtigt. Als positiv werten die Analysten die Abspaltung des Gewerbeimmobilien-Geschäfts in die Hypo Real Estate. Die Risikovorsorge von 460 Millionen Euro, die die HVB als Garantie für die Tochter übernimmt, wird das Ergebnis pro Quartal jedoch noch mit 115 Millionen Euro belasten.

Trotz der Restrukturierungsbemühungen und gesunkener Kosten erwirtschaftet die HVB nach Ansicht der Experten aber noch zu geringe Erträge. „Jetzt muss die Bank daran gehen, ihre Erträge wieder zu steigern“, sagte Analyst Becker von Merck Finck. Beckers Ansicht nach muss die HVB vor allem die Anzahl der verkauften Produkte pro Kunde im Privatkundengeschäft steigern. Analyst Pläsier empfiehlt der HVB, Teile der Administration an Externe zu verlagern, damit sich die Mitarbeiter am Schalter stärker auf ihre Kunden konzentrieren können.

Bankchef Rampl will den radikalen Konzernumbau unterdessen weiter voranbringen. Auf der Verkaufsliste stehen noch der viertgrößte deutsche Braukonzern Brau und Brunnen, die Fondstochter Activest und die Privatbank Bethmann Maffei. Brau und Brunnen-Chef Michael Hollmann hatte kürzlich gesagt, er rechne noch in diesem Jahr mit einem Abschluss der Verkaufsverhandlungen. Rampl hatte angekündigt, 2003 trotz Konjunkturflaute ohne Verkäufe einen Vorsteuer-Gewinn von 300 bis 600 Millionen Euro auszuweisen. „Auf dieses Ergebnis wird die HVB nur kommen, wenn sie die Verkäufe mit einbezieht", ist Analyst Becker überzeugt.

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