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Wirtschaft: Sony-BMG mischt den Musikmarkt auf

EU-Kommission findet keine Beweise für marktbeherrschende Stellung. Der zweitgrößte Musikkonzern der Welt entsteht

Berlin - Die EU-Kommission kann nach der Fusion der Musikkonzerne Sony Music und BMG keine dominante Marktstellung des neuen Unternehmens feststellen. Am Dienstag erteilte EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti dem Zusammenschluss offiziell die Erlaubnis. Sollte auch die US-Wettbewerbsbehörde in diesem Sinne entscheiden, kann der weltweit zweitgrößte Musikkonzern nach Universal entstehen. Sony-BMG, die Künstler wie Britney Spears und Beyoncé unter einem Dach vereinen, teilen sich künftig zusammen mit Universal etwa die Hälfte des Weltmarktes.

Im Brüsseler Prüfungsverfahren fanden die Gegner der Fusion offenbar kein Gehör. So hatte sich etwa der Verband unabhängiger Musikproduzenten vehement gegen den Zusammenschluss ausgesprochen. BMG und Sony hätten eine zu große Marktmacht, die sich negativ auf die unabhängigen Labels, aber auch auf die Musikbranche insgesamt auswirken könnte, so lautete die Kritik. Die fünf größten Musikkonzerne kontrollierten inzwischen 80 Prozent des Marktes. Sony und BMG hätten schon im Vorfeld der Fusion ihre Preise weitgehend aufeinander abgestimmt und auf einem wettbewerbsfeindlichen Niveau gehalten.

Die EU-Kommission teilte diese Ansicht nicht – weil es der Behörde nicht gelang, entsprechende Beweise zu finden. Beobachter werten dies als eine weitere Niederlage Montis. Nachdem noch im Februar wegen „schwerwiegender Bedenken“ eine verschärfte Prüfung eingeleitet wurde, musste die Fusion jetzt ohne Auflagen genehmigt werden.

Sony und Bertelsmann begrüßten in Mitteilungen die Entscheidung. Sobald die Federal Trade Commission in den USA ihre Zustimmung gibt, können sie beginnen, ihre operativen Einheiten zusammenzuführen. Laut Medienberichten wird der Zusammenschluss tausende Arbeitsplätze vernichten, die Kosteneinsparungen sollen bis zu 280 Millionen Dollar pro Jahr erreichen. Dem Vernehmen nach wird der Fusionsprozess zunächst aber Kosten in Höhe von rund 280 Millionen Euro verursachen. Bertelsmann-Chef Gunter Thielen bereitete die Mitarbeiter auf „schmerzhafte Einschnitte“ vor, die sich nach der Fusion „nicht überall vermeiden lassen“. BMG-Chef Rolf Schmidt-Holtz geht selbstbewusst in die Fusion: „Wir haben die besten Leute, die mit den Künstlern am besten umgehen“, sagt er über BMG und verweist darauf, dass das erste Halbjahr 2004 das beste der Unternehmensgeschichte gewesen sei. Auch in den Top-100-Charts der in diesem Zeitraum am häufigsten verkauften Alben verteidigte BMG seine Spitzenposition. Meldungen, wonach der Konzern von Januar bis Juni bis zu 30 Millionen Euro Gewinn gemacht hat, bestätigte Bertelsmann aber nicht.

Sony Music kämpft unterdessen mit einem sinkenden Weltmarktanteil. Laut Branchenverband IFPI fiel er 2003 von 13,8 auf 13,2 Prozent, während BMG von 9,6 auf 11,9 Prozent und Emi auf 13,4 Prozent zulegten. Warner Music kommt auf 12,7 Prozent. Insofern kommt die Fusion sehr gelegen. Das neue Unternehmen soll Sony-BMG heißen, seinen Hauptsitz in New York haben, vom Sony-Manager Andrew Lack geführt werden und zu je 50 Prozent im Besitz von Bertelsmann und Sony sein. mit HB

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