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Wirtschaft: Sorgenkind Seat schreibt schwarze Zahlen

Die VW-Tochter soll weltweit wachsen. Dafür könnte eine Fertigung in Südamerika aufgebaut werden

Düsseldorf - Seat, das spanische Sorgenkind des Volkswagen-Konzerns, schreibt erstmals seit Jahren schwarze Zahlen. „Mit dem Jahr 2007 bin ich zufrieden. Wir haben ein leicht positives Ergebnis erwirtschaftet“, sagte Seat-Chef Erich Schmitt dem „Handelsblatt“. Im Vorjahr war noch ein Minus von fast 50 Millionen Euro angefallen. Um den weltweiten Absatz zu steigern, sucht Seat jetzt nach neuen Fertigungsstandorten. „Für interessante Märkte wie Südamerika denken wir über eine Lokalisierung der Produktion nach, sagte Schmitt. „Autos zu verschiffen wäre nicht sinnvoll, dann erschlüge uns der niedrige Dollar-Kurs. Wir müssen vor Ort bauen.“

Hintergrund sind die ambitionierten Ziele, die Volkswagen-Chef Martin Winterkorn der Tochter aufgegeben hat. Im Jahr 2018 soll Seat 800 000 Autos verkaufen. Für das Jahr 2007 dürfte Schmitt auf einen Absatz von rund 445 000 Stück kommen. Um die angestrebte Verkaufszahl zu erreichen, muss die spanische Marke, die bislang nur in Südeuropa stark ist, weltweit wachsen. Winterkorn treibt die Konzerntöchter von Audi bis Skoda an, um den Abstand zum japanischen Branchenprimus Toyota zu verkürzen. Wesentlich zum Seat-Wachstum beitragen soll die zuletzt bereits gestiegene Nachfrage in Osteuropa.

Um Modelle wie Altea oder Leon begehrter zu machen, will Schmitt das Seat-Image aufpolieren. „Die Marke muss stark sein. Wir müssen einiges tun, um den Markenwert zu verbessern“, sagte Schmitt, der 2007 sein erstes volles Jahr als Seat-Chef absolviert hat. Dabei nimmt sich der ehemalige Audi-Manager die Premiummarke zum Vorbild. „Was ich bei Audi an Qualität und Design gelernt habe, will ich bei Seat umsetzen.“

In den nächsten fünf Jahren will Schmitt 13 bis 15 neue Modelle auf den Markt bringen, darunter acht in Segmenten, in denen Seat bislang nicht vertreten war. Hoffnungsträger ist ein Kleinwagen, den es als Limousine und Kombi geben soll. „Im Herbst 2008 startet die Produktion. Anfang 2009 ist das Auto verfügbar“, sagte Schmitt. Vermarktet werden soll der neue Seat als sportliches Familienauto. „In Zukunft wird es bei uns nur noch solche Fahrzeuge geben.“ Preislich soll der Wagen es mit den Modellen der französischen Konkurrenz Citroën C2, Peugeot 206 und Renault Clio mithalten können. Auf dem spanischen Heimatmarkt will Seat damit Marktführer Renault ablösen. „Für mich muss es 2009 so weit sein“, sagte Schmitt. Bislang bietet Seat sechs Modelle an. Kritiker bescheinigen aber nur dem Kompaktmodell Leon auf Basis des VW Golf eine eigenständige Designlinie. „An den Spaniern haftet eher das Image des schlechteren Fiat“, sagt Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB. „Die Positionierung bleibt weiter unklar, mal will die Marke sportlich erscheinen, dann wieder familienfreundlich.“ Seat müsse in den nächsten zwei bis drei Jahren erfolgreich werden.

Pessimistisch ist auch Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Car-Instituts der Fachhochschule Gelsenkirchen. „Geht das neue Konzept wieder nicht auf, wird sich Wiedeking nicht länger mit einem möglicherweise nicht lösbaren Problem beschäftigten.“ Porsche-Chef Wendelin Wiedeking dringt als Vertreter des VW- Großaktionärs Porsche auf Effizienz. Laut einer Prognose des Instituts wird Seat auch im Jahr 2010 weniger als eine halbe Million Autos produzieren, während Skoda, die tschechische Konzernschwester, konstant wächst und an der Schwelle von einer Million Autos kratzt. „Skoda könnte die Seat-Verkäufe deutlich gewinnträchtiger übernehmen. Stattdessen kannibalisiert Seat die Marge“, sagt Dudenhöffer. Fast jeder zweite 2007 in Deutschland zugelassene Seat sei auf den Hersteller oder Händler registriert gewesen. Mark C. Schneider (HB)

Mark C. Schneider (HB)

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