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Wirtschaft: Soros verkauft Wohnungen in Berlin

Finanzinvestor sucht stattdessen Büroräume

Berlin - Die in Berlin durch den Erwerb der Hüttenwegsiedlung in Dahlem und der Bundesbank-Wohnungen in Zehlendorf bekannte Gesellschaft Apellas Property Management will 5287 Wohnungen und 42 Gewerbeeinheiten verkaufen. Über die Deutsche Bank werden die Objekte zum Verkauf angeboten. Apellas war im Jahr 2003 gegründet worden und verfügte über Kapital der Soros Real Estate Investors C.V. Der Fonds des legendären Börsenspekulanten Georges Soros wird sich jedoch nicht aus dem deutschen Immobilienmarkt zurückziehen, sondern seine Investitionen deutlich ausweiten, wie der Tagesspiegel erfuhr. Ulrich Weber, Gesellschafter von Apellas, wollte den Bericht über den Verkauf der Wohnungen weder bestätigen noch dementieren. Er widersprach jedoch Gerüchten, wonach sich der Soros-Fonds aus Deutschland zurückziehen werde: „Die Fonds, die Apellas finanzieren, wollen erheblich mehr Geld in den deutschen Immobilienmarkt investieren als bisher“, sagte Weber.

Allerdings werde sich die Anlagestrategie verändern: Statt wie bisher Wohnimmobilien zu kaufen, werde die Firma nun in Bürohäuser investieren. Dieser Markt sei „deutlich unterbewertet“ und biete deshalb große Chancen für Investoren, sagte Weber dem Tagesspiegel. George Soros ist dafür bekannt, frühzeitig mit großem Risiko auf mögliche Entwicklungen an den Finanzmärkten mit teilweise waghalsigen Investitionen zu reagieren. Der Markt für Gewerbeimmobilien in Deutschland galt lange als sehr problematisch, weil das Angebot an Bürohäusern die Nachfrage bei weitem übertraf. Seit Jahren ist es deshalb schwierig, Bürohäuser zu vermieten. Aus diesem Grund sind die Objekte günstig zu haben. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland könnte sich dies nun ändern, weil in Wachstumsphasen die Nachfrage der Unternehmen nach Büroflächen zunimmt. Darauf „wetten“ offenbar die Soros-Fonds und richten deshalb ihre Geschäftspolitik neu aus.

Apellas hat in den vergangenen drei Jahren rund 6000 Wohnungen erworben, die meisten davon in Berlin. Dazu zählen die ehemaligen Wohnungen der Deutschen Bundesbank, das aufwendig sanierte Parkviertel Dahlem sowie Wohnhäuser in Charlottenburg und Wilmersdorf. Zuletzt war Apellas mit seinen Neubauplänen am „Don-Bosco-Gelände“ am Wannsee an die Öffentlichkeit getreten. An den Plänen für den Bau von 120 bis 140 Wohnungen im kommenden Jahr hat sich Weber zufolge nichts geändert.

German Tullio, Bereichsleiter Wohnungsmärkte beim Forschungsinstitut Bulwien-Gesa, sind die Verkaufspläne von Apellas bekannt „Das ist aber keine Wende am Markt für Wohnimmobilien“, sagt er. Dem Analysten zufolge trete gegenwärtig die „zweite Generation“ von Wohnungsinvestoren auf dem deutschen Markt auf: Diese kommen nicht mehr aus Nordamerika oder Großbritannien, sondern aus Europa und Asien. Sie kaufen auch keine großen, sondern „kleinere“ Pakete mit 1000 bis 4000 Einheiten.

So seien Niederländer und Iren, Japaner und Israelis stark am Erwerb deutscher Wohnhäuser interessiert. Deren Geschäftsstrategien seien die gleichen wie bei den Finanzinvestoren der ersten Stunde: Mit hohen Krediten erwerben sie Wohnungspakete und versuchen durch Sanierungen den Wert der Bestände zu erhöhen und durch den Verkauf einzelner Objekte zu höheren Preisen die Schulden abzutragen. Diese Strategie geht Tullio zufolge so lange gut, wie die Kreditzinsen niedrig sind.

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