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Soziale Schere: Zu arm zum Spekulieren

Die Zahl der Besserverdiener, die ihr Geld in Aktien anlegen, steigt. Weniger Betuchte verabschieden sich hingegen mehr und mehr von Aktienanlagen.

Die Zahl der Aktien- und Aktienfondssparer in Deutschland geht weiter zurück. Mit Sorgen betrachtet das Deutsche Aktieninstitut (DAI), dass sich vor allem mittlere und untere Einkommensschichten, Freiberufler und Angestellte mehr und mehr von der Aktienanlage verabschieden. In den letzten fünf Jahren gab es hier Einbußen von bis zu 60 Prozent. Damit sind für diese Gruppen nach Angaben von DAI-Chef Rüdiger von Rosen massive Nachteile verbunden. „Gerade Bezieher durchschnittlicher Einkommen sind langfristig auf eine private Ergänzung der gesetzlichen Rente angewiesen“, sagte von Rosen am Donnerstag in Frankfurt.

Insgesamt besaßen im ersten Halbjahr 2010 rund 8,6 Millionen Deutsche Aktien oder Aktienfonds nach 8,8 Millionen im vergangenen Jahr. Nur 2,5 Millionen davon haben direkt in Aktien investiert. Die Aktionärsquote in Deutschland liegt damit bei sechs Prozent. In anderen Ländern Europas und in den USA ist sie zum Teil deutlich zweistellig.

Immerhin ist die Zahl der Deutschen, die direkt auf Aktien setzen, im ersten Halbjahr 2010 um rund 270 000 gestiegen. Dagegen gibt es gut 480 000 weniger Aktienfondsbesitzer.

Bei der Aktienanlage öffnet sich in Deutschland nach Ansicht von Rosens eine „gefährliche“ soziale Schere. Während die Zahl der Aktionäre unter den leitenden Angestellten und höheren Beamten seit 2005 um 20 Prozent und bei Beziehern von monatlichen Nettoeinkommen von mehr als 4000 Euro um sechs Prozent gestiegen ist, gibt es in allen anderen Gruppen deutliche Einbußen.

„Je geringer die Ausbildung, je niedriger die berufliche Position und das Einkommen, desto stärker ziehen sich die Bundesbürger aus der Aktienanlage zurück“, klagt von Rosen. Diese Entwicklung müsse dringend gestoppt werden. Dazu müsse die „diskriminierende“ Doppelbesteuerung von Aktienerträgen abgeschafft werden.

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