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Wirtschaft: Spaghetti-Banking

In den zwölf Jahren als Notenbankchef Italiens hat es Antonio Fazio stets verstanden, den Bankensektor seines Landes weitgehend abzuschotten und den Einfluss ausländischer Banken so gering wie möglich zu halten. Allgemeine Beteiligungen sind zwar üblich, eine Kontrolle über italienische Institute wusste die Notenbank aber bis heute zu verhindern.

In den zwölf Jahren als Notenbankchef Italiens hat es Antonio Fazio stets verstanden, den Bankensektor seines Landes weitgehend abzuschotten und den Einfluss ausländischer Banken so gering wie möglich zu halten. Allgemeine Beteiligungen sind zwar üblich, eine Kontrolle über italienische Institute wusste die Notenbank aber bis heute zu verhindern.

Zwei aktuelle Übernahmeangebote von Spaniens Banco Bilbao Vizcaya Argentaria und der niederländischen ABN Amro für zwei mittelgroße italienische Banken haben den EUBinnenmarktkommissar Charlie McCreevy nun veranlasst, Fazio einen Brief zu schreiben und ihm ein deutliches Bekenntnis abzuverlangen, dass ausländischen Bietern keine „unvertretbaren Hindernisse“ in den Weg gelegt würden.

Ungeachtet der Lage der italienischen Kreditwirtschaft darf jedoch nicht übersehen werden, dass Hemmnisse für grenzüberschreitenden Besitz ein generelles europäisches Problem sind. Wie McCreevy sehr richtig feststellte, ist der Gedanke, „nationale Champions“ zu fördern, überall auf dem Kontinent beliebt – nicht nur in Italien. Während Europas Politiker auf der einen Seite immer hochfliegendere Projekte ersinnen, etwa die europäische Verfassung, untergraben sie gleichzeitig Schritt für Schritt das Fundament eines gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraumes. In der vergangenen Woche kippten die EU-Regierungschefs einen Gesetzentwurf zur Lockerung des europäischen Binnenmarktes für Dienstleistungen, um ihre heimischen Märkte vor der Konkurrenz zu schützen. Den Dienstleistungssektor, insbesondere den Finanzdienstleistungssektor, zu öffnen, würde Europas Wirtschaft einen dringend benötigten Schub geben.

Niemand kann behaupten, dass Italiens abgeschotteter Bankenmarkt der Wirtschaft des Landes effektiv gedient hätte. Italiens Parlamentsminister Carlo Giovanardi argumentiert, ausländische Banken „würden sich weniger für den Zustand heimischer Unternehmen interessieren“ als nationale Institute. Gemeint hat Giovanardi natürlich, dass ausländische Banken sich weniger für die unrentablen Unternehmen des Landes interessieren würden. Das lauschige Verhältnis zwischen Banken, Politikern und etablierten Unternehmen in Italien bedeutet, dass Kredite nur allzu oft verwendet werden, um marode Branchen zu stützen, statt Firmen mit soliden Geschäftsplänen zu fördern. Ernsthafter Wettbewerb durch ausländische Banken, die der heimischen Politik weniger verbunden sind, könnte solchem unwirtschaftlichen Verhalten ein Ende setzen. Und das braucht Italien genauso wie das übrige Europa.

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