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Das Sparkassen-Logo prangt an 423 verschiedenen Sparkassen in Deutschland. Das Recht auf den speziellen Rot-Ton wollen nun auch andere.

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Update

Sparkasse und Santander: Der Streit um die Farbe Rot

Haben allein die Sparkassen das Recht auf die Farbe Rot für ihr Markenzeichen? Die Santander-Bank findet: nein! Der Streit geht nun in eine neue Runde.

Woran denken Sie bei der Farbe Rot? An eine Ampel, an Blut, an die rote Karte beim Fußball, an die Liebe? Alles daneben. Zumindest wenn es nach Georg Fahrenschon geht. Seiner Ansicht nach sollten Sie bei Rot an die über 400 Sparkassen in Deutschland denken, die er als Präsident vertritt. Er will ein für allemal klären lassen, dass nur die Sparkassen die Farbe Verkehrsrot für ihr Logo verwenden dürfen. Und nicht etwa die spanische Konkurrenz, die Santander Bank.

Weil die Spanier jedoch nicht freiwillig auf das Rot im Logo verzichten wollen, landete der Fall vorm Europäischen Gerichtshof (EuGH). Der sagt: Grundsätzlich kann ein Unternehmen sich eine Farbe schützen lassen. Es muss aber nachweisen, dass eine große Mehrheit der Verbraucher ihm die Farbe eindeutig zuordnet. Und zwar auch dann, wenn die Farbe für sich steht und nicht in Verbindung mit dem Logo. Die Entscheidung, ob das im Fall der Sparkasse so ist, habe das Bundespatentgericht zu klären. Die Sparkassen werten das Urteil vom Donnerstag als Erfolg. Sie erwarten, dass die Spanier keine Chance mehr hat. Die deutsche Santander-Tochter ließ dagegen mitteilen: „Das ist eine gravierende Veränderung in der deutschen Rechtsprechung.“

Die Rottöne von Sparkasse und Santander liegen nah beieinander

Der Streit zwischen den Instituten zieht sich seit Jahren hin. Die Sparkassen verwenden den Rotton HKS 13 seit 1972. Die Santander-Banken wählten in den achtziger Jahren den Ton HKS 14: Er ist einen Tacken dunkler als das Rot der Sparkassen, der Unterschied ist aber kaum zu erkennen. Beide Töne werden als Verkehrsrot bezeichnet.

Je mehr Filialen Santander in Deutschland eröffnete, desto mehr störte das Rot der Spanier die Sparkassen. 2007 meldeten sie ihren Farbton beim Patentamt an und verklagten die Santander Bank zwei Jahre später erfolgreich vor dem Hamburger Landgericht. Die Spanier wollten sich das jedoch nicht gefallen lassen und forderten die Löschung der Farb-Schutzmarke beim Patentamt – doch das weigerte sich. Seitdem streiten die Institute vor Gericht. Es geht um die Frage: Wann ist eine Farbe eine Marke? Das Bundespatentgericht hatte darauf bislang eine einfache Antwort. Ein Unternehmen darf eine Farbe für sich beanspruchen, wenn 70 Prozent der Verbraucher sie ihm zuordnen. Diese Beurteilung ist aber zu pauschal, meint der EuGH. Das kommt den Sparkassen zugute. Denn bislang ordnen nur 67 Prozent der Deutschen die Farbe Rot den Regionalinstituten zu.

Die Psychologie der Farben

Dass sich Unternehmen um Farbtöne streiten, ist nicht neu. Um sich zu schützen, haben diverse Konzerne ihr Farbtöne beim Patentamt angemeldet und verteidigen sie – wenn nötig – vor Gericht. So hat sich die Deutsche Telekom für ihren Produktbereich den Farbton Magenta gesichert, die Deutsche Post Gelb und die Tankstellenmarke Aral Blau.

Streit ist da programmiert. So zankt sich der Verlag Langenscheidt derzeit vor dem Bundesgerichtshof mit dem Konkurrenten Rosetta Stone um die Verwendung der Farbe Gelb. Zuvor hatte das Oberlandesgericht Köln bereits entschieden: Die Verbraucher würden Wörterbücher mit gelbem Umschlag automatisch Langenscheidt zuordnen, weshalb der Konkurrent die Farbe nicht verwenden dürfe.

Dass Unternehmen so ernsthaft über Farbtöne streiten, hat einen einfachen Grund. Farben lenken die Aufmerksamkeit auf eine Marke. Sie prägen sich eher ins Gedächtnis ein als Namen. Kinder können Farben zum Beispiel bereits auseinanderhalten, bevor sie anfangen zu sprechen. Und Demenzkranke erinnern sich noch dann an Farben, wenn sie andere Dinge längst vergessen haben. So ist es auch kein Zufall, dass die Milka-Kuh lila ist. Kinder können den Farbton Lila nämlich früher erkennen als Grün oder Blau. Auch Rot nehmen Babys früher wahr als andere Farben. Offen bleiben muss, ob das bei der Farbgebung der Sparkassen eine Rolle gespielt hat.

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