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Wirtschaft: Sparkassen attackieren Heuschrecken

Präsident Haasis wirft Finanzinvestoren Gier vor

Berlin - Vor dem anstehenden Bieterwettstreit um die Landesbank Berlin (LBB) haben die deutschen Sparkassen die Großbanken und Finanzinvestoren scharf attackiert. Beim Mittelstandsforum der Sparkassen in Berlin warnte Verbandspräsident Heinrich Haasis am Dienstag vor negativen Folgen für die deutsche Wirtschaft durch einen wachsenden Einfluss internationaler Finanzinvestoren. Es würden immer absurdere Preise für Unternehmen gezahlt. „Wir sind in einer Phase, wo häufig schon wieder die Gier die angemessene Vorsicht besiegt“, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Finanzinvestoren gehören wie der DSGV und mehrere private Geschäftsbanken zu den 19 Interessenten für die LBB, die sich in der ersten Runde des Verkaufsverfahrens gemeldet haben.

Auch die privaten Banken griff Haasis an. Neuerdings hätten diese ihr Herz für den Mittelstand entdeckt oder behaupteten dies zumindest, sagte er. Ein genauer Blick in die Statistiken zeige jedoch, dass die erhöhte Kreditvergabe der Banken vor allem auf ihr Engagement für Investmentfonds, Wertpapierhandelshäuser und Versicherungen zurückzuführen sei.

Der DSGV ist optimistisch, ein eigenes Gebot für die LBB auf die Beine zu stellen. „Die ganz überzeugende Mehrheit der deutschen Sparkassen ist dafür, ein Kaufgebot abzugeben“, sagte Haasis dem Tagesspiegel.

Bis zum heutigen Mittwoch müssen die rund 460 deutschen Sparkassen vor Ort entscheiden, ob sie sich finanziell an der Erwerbergesellschaft beteiligen, über die der DSGV für die Landesbank bieten will. In fünf der elf Regionalverbände wurde am Dienstag mit einer Zustimmung aller Mitgliedssparkassen gerechnet. In den restlichen sechs Verbänden sind einzelne Abweichler möglich; als wahrscheinlich gelten sie vor allem in Westfalen-Lippe und Bayern.

Insgesamt sollen die Sparkassen nach Informationen aus Finanzkreisen vier Milliarden Euro für die LBB aufbringen. Für jedes Institut, das nicht zustimmt, entsteht ein Fehlbetrag, der entweder von anderen Sparkassen aufgefangen werden muss oder das Eigenkapital für das DSGV-Gebot schmälert. In diesem Fall müssten die Sparkassen je nach Höhe des Gebots mehr Kredite aufnehmen.

Der DSGV ist vorsichtig geworden. Die von den Medien genannten vier Milliarden Euro seien „lediglich eine Berechnungsgröße“, sagte Haasis dem Tagesspiegel. An Spekulationen über die von den Sparkassen aufgebrachten Mittel werde man sich nicht beteiligen. Sie seien auch nicht mit dem Kaufpreis identisch.

Bis zum 22. März können die Interessenten für die Landesbank ihre unverbindlichen Angebote einreichen. Dass die österreichische Erste Bank unter den Bietern sein wird, ist unwahrscheinlich. Zwar gehört sie nach eigenen Angaben zum Kreis der 19 Interessenten. Von einem Angebot will sie aber nicht sprechen. „Wir studieren die Unterlagen“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Dies tue man aber bei vielen Privatisierungen. Der Schwerpunkt der Bank liege in Zentral- und Osteuropa.

Stefan Kaiser

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