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Wirtschaft: „Sparpolitik gefährdet Forschungsstandort Berlin“ Wissenschaft und Firmen beklagen Mangel an Konzepten

Berlin (pet). Unternehmer und Wissenschaftler haben dem Berliner Senat fehlende Weitsicht in der Wissenschaftspolitik vorgeworfen.

Berlin (pet). Unternehmer und Wissenschaftler haben dem Berliner Senat fehlende Weitsicht in der Wissenschaftspolitik vorgeworfen. „Das Kaputtsparen ist absolut kontraproduktiv“, sagte Uwe Ahrens, der Vorstandschef des börsennotierten Berliner MedizintechnikUnternehmens aap Implantate, am Mittwoch bei der Investorentagung „Medtech Day 2003“ in Berlin. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Karl Max Einhäupl, hatte der Berliner Politik zuvor „mangelnde Verlässlichkeit“ vorgeworfen. „Das ist ein Signal, das auf lange Sicht Schaden anrichten wird“, sagte Einhäupl am Dienstagabend beim Neujahrsempfang am Wissenschaftsstandort Adlershof.

Unternehmer und Wissenschaftler befürchten, dass das hochverschuldete Land angesichts der kurzfristigen Sparzwänge die Zukunft verspielt. Wissenschaft, Medizintechnik und Biotechnologie gelten als vielversprechendste Standortvorteile der mit zahlreichen Kliniken, Universitäten und angesehenen Forschungseinrichtungen geschmückten Stadt. Die wissenschaftliche Vielfalt ist ein entscheidender Grund, warum sich rund um Berlin viele junge Biotech-Firmen angesiedelt haben. Doch diese langfristigen Chancen, befürchten Forscher und Unternehmer, könnte das Land durch kurzfristige Sparmaßnahmen verspielen.

„Berlin hat aufgrund der Finanzknappheit die historische Chance, den Strukturwandel anzuschieben“, sagte Andreas Eckert, der Chef der Berliner Medizintechnikfirma Eckert & Ziegler. Bislang habe sich die Politik nur um die Bestandswahrung gekümmert, etwa in der Debatte um die Kliniken – zu Lasten der künftigen Generation“, sagte Eckert. „Das ist Planwirtschaft pur.“ Der Unternehmer hält es für dringend notwendig, über alternative Finanzierungsmodelle zu diskutieren, etwa die Finanzierung von Kliniken und Universitäten durch Stiftungsgelder oder Studiengebühren. „Berlin muss sich für neue Ideen öffnen“, forderte Eckert.

Eine dieser Ideen ist der Vorschlag, die Stadt der Kliniken und des Deutschen Herzzentrums zu einem Zentrum für Gesundheitstourismus für ausländische Patienten zu machen. „Dafür muss man wenig Geld in die Hand nehmen und hat viel Umsatz“, sagte aap-Chef Ahrens. Voraussetzung dafür sei allerdings ein internationaler Flughafen.

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