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Sparprogramm: Daimler drückt die Löhne

Der Autobauer Daimler wird an diesem Dienstag tiefrote Zahlen für die ersten drei Monate 2009 vorlegen und verlangt mehreren zehntausend Mitarbeitern herbe Lohneinbußen ab.

Stuttgart - Der Autobauer Daimler wird an diesem Dienstag tiefrote Zahlen für die ersten drei Monate 2009 vorlegen und verlangt mehreren zehntausend Mitarbeitern herbe Lohneinbußen ab. Für 73 000 Beschäftigte in Deutschland aus Bereichen wie Verwaltung, Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung werde die Wochenarbeitszeit um mehrere Stunden verkürzt, hieß es am Montag in Konzernkreisen. Darauf hätten sich Unternehmensführung und Gesamtbetriebsrat geeinigt. Die Beschäftigten in den deutschen Werken sollen am Dienstagvormittag auf außerordentlichen Betriebsversammlungen über das Sparpaket informiert werden. Mitglieder des Vorstandes werden den Informationen zufolge nicht bei den Versammlungen dabei sein.

Eine Unternehmenssprecherin und eine Betriebsratssprecherin wollten sich nicht zu den vereinbarten Einschnitten äußern. Am Dienstagnachmittag wollen der neue Personalvorstand Wilfried Porth und Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm auf einer Pressekonferenz gemeinsam das Maßnahmenpaket präsentieren. Betroffen von den Einschnitten sind die 141 000 Mitarbeiter der Daimler AG in Deutschland. Mit dem Bündel von Maßnahmen will das Unternehmen noch in diesem Jahr rund zwei Milliarden Euro Personalkosten sparen. Der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche hatte vor wenigen Wochen auch Entlassungen nicht mehr ausgeschlossen, falls die Krise weiter andauert.

Neben der Verkürzung der Wochenarbeitszeit soll den Plänen der Konzernspitze zufolge weniger Zuschuss zum Kurzarbeitergeld bei 68 000 Beschäftigten bezahlt werden und die für Mai geplante zweite Stufe der Tariferhöhung verschoben werden. Urlaubs- und Weihnachtsgeld sollen schrumpfen sowie die Erfolgsbeteiligung für 2008 in Höhe von 1900 Euro nicht ausgezahlt werden. Zetsche hatte bereits auf der Hauptversammlung Anfang April in Berlin gesagt, das erste Quartal werde wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise „deutlich negativ“ ausfallen.

Die Absatzkrise setzt dem Premiumhersteller nach einem drastischem Gewinneinbruch 2008 auch in diesem Jahr zu. Die Verkäufe rauschten im 1. Quartal im Vergleich zum Vorjahr fast um ein Viertel (23,2 Prozent) auf 244 800 Autos in die Tiefe. Für das Gesamtjahr 2009 hatte Zetsche angekündigt, Absatz, Umsatz und Ergebnis würden sinken. Das laufende Geschäft des notleidenden US-Herstellers Chrysler, an dem Daimler noch knapp ein Fünftel hält, belastet die Stuttgarter 2009 nicht mehr. Im vergangenen Jahr hatte die mittlerweile auf null abgeschriebene Beteiligung an Chrysler bei Daimler mit mehr als drei Milliarden Euro zu Buche geschlagen.

Neue Belastungen sind aber im Falle einer Insolvenz des US-Autobauers Unternehmensangaben zufolge nicht auszuschließen. Unter anderem hat Daimler Garantien von rund einer Milliarde Dollar für den Chrysler-Pensionsfonds gegeben, die bei einer Insolvenz nach „Chapter 11“ des US-Rechts fällig werden könnten. Der Einstieg des Emirats Abu Dhabi Ende März sorgte dagegen für einen Lichtblick. Der Golfstaat hat den Konzern mit fast zwei Milliarden Euro frischem Geld versorgt und ist zum größten Aktionär mit einer Beteiligung von mehr als neun Prozent geworden. Damit hat Daimler einen langfristig interessierten Schlüsselinvestor gefunden, der einen gewissen Schutz vor feindlichen Übernahmen bietet. Mit dem Geld soll unter anderem die Entwicklung spritsparender Motoren forciert werden. dpa

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