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Sparprogramm: Siemens will Kosten um sechs Milliarden Euro drücken

Schwierige Zeiten für den Technologiekonzern: Das Unternehmen muss profitabler werden. Noch ist offen, wie viele Arbeitsplätze das kosten wird.

Der Ort war ungewöhnlich: Siemens-Chef Peter Löscher präsentierte die Bilanz des Unternehmens vor den Montageständen des Gasturbinenwerks in Berlin-Moabit. Dafür musste am Donnerstag die Frühschicht ausfallen. Der Ort war aber gut gewählt, denn das Berliner Werk hat schon einiges von dem hinter sich, was der Rest von Siemens noch vor sich hat: „Das Werk ist um ein Vielfaches profitabler geworden als noch vor zwei, drei Jahren“, sagte Löscher.

Effizienter werden, das hat sich das Unternehmen mit dem neuen Programm „Siemens 2014“ für die kommenden beiden Jahre vorgenommen. Bis dahin sollen die Kosten um rund sechs Milliarden Euro sinken, kündigte Löscher an. Ziel ist es, die Gewinnmarge der vier Bereiche Energie, Industrie, Gesundheit sowie Infrastruktur und Städte von derzeit 9,5 auf mindestens zwölf Prozent zu steigern. Zuletzt seien die Wettbewerber einfach besser gewesen, gab der Konzernchef zu. „Die Mannschaft muss die Ärmel hochkrempeln“, forderte Löscher.

Das Effizienzprogramm werde auch Arbeitsplätze kosten. Wie viele, sagte der Siemens-Chef jedoch nicht. Das werde nicht zentral, sondern vor Ort entschieden. „Wer als Manager mit dem Abbau von Stellen prahlt, der muss sich vorher fragen lassen, warum er keine Arbeitsplätze schafft“, ergänzte Finanzchef Joe Kaeser. Die Geschäftsfelder würden darauf geprüft, ob sie aus konjunkturellen oder strukturellen Gründen schlecht liefen. Entsprechend stünden dann Kurzarbeit, Stellenabbau oder der Verkauf an. Bis 2014 wird das Sparprogramm erst einmal 1,5 Milliarden Euro kosten, unter anderem für Abschreibungen auf Anlagen, aber auch Abfindungen für Mitarbeiter.

Arbeitnehmervertreter zeigten sich überrascht von der geplanten Höhe des Einsparvolumens. Und die IG Metall signalisierte bereits ihre Konfliktbereitschaft. Die Börse dagegen reagierte begeistert: In der Spitze legte die Siemens- Aktie am Donnerstag um knapp fünf Prozent auf 82,78 Euro zu.

Siemens hat zu lange in einen Aufschwung investiert, der ausblieb.

Siemens 2012 in Zahlen.
Siemens 2012 in Zahlen.

© Gitta Pieper_Meyer

Auch wenn Löscher betonte, Siemens habe „eines der besten Ergebnisse seiner Geschichte“ erzielt, so war es keineswegs ein gutes Ergebnis. Zu lange hatte der Konzern in einen Aufschwung investiert, der dann ausblieb. 1,2 Milliarden Euro auf verpatzte Geschäfte musste Siemens im abgelaufenen Geschäftsjahr abschreiben. Und obwohl der Umsatz um mehr als fünf Milliarden auf 78,3 Milliarden Euro stieg, sank der Gewinn der vier Bereiche um zwei Milliarden Euro – egal, ob man das Ergebnis aller Geschäfte betrachtet (7,5 Milliarden Euro) oder nur den Gewinn aus fortgeführten Aktivitäten (5,2 Milliarden Euro). Auch 2013 rechnet Finanzchef Kaeser mit Gegenwind: man werde sich dem Umsatzniveau von 2012 „von unten nähern“, bei gleicher Ergebnisqualität.

Der größte Teil der sechs Milliarden Euro im Effizienzprogramm soll aus dem Verkauf von Geschäften kommen, die nicht zu Siemens passen oder keine gute Zukunftsprognose haben – wie etwa das Geschäft mit der Wasseraufbereitung (Umsatz 2012: eine Milliarde Euro) oder, wie bereits angekündigt, das Solarthermiegeschäft. Weitere Einsparungen will Siemens vor allem im Einkauf und durch effizientere Prozesse erzielen.

Allein im Bereich Energie, zu dem das Berliner Gasturbinenwerk mit 2200 Mitarbeitern gehört, sollen Produktivitätsverbesserungen noch einmal 250 Millionen Euro bringen, unter anderem durch die Standardisierung von Produkten. Die Berliner haben bereits vorgearbeitet: Früher dauerte die Montage eines Läufers (das ist das rotierende Kernstück der Turbine) sieben Wochen, im vergangenen Geschäftsjahr sank sie auf vier Wochen. Das Werk in Moabit ist zu einer Leitfabrik im Verbund mit dem US-Werk in Charlotte (North Carolina) geworden, weitere Werke in Saudi-Arabien und Russland sind geplant. Seit 2011 sind mehr als 100 Entwicklungsingenieure nach Berlin gekommen. In Charlotte werden künftig die gleichen Produkte gefertigt, so dass beide Werke Kapazitätsengpässe ausgleichen können. „So werden wir in der Fertigung komplett flexibel“, sagte Löscher.

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