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Wirtschaft: Spekulationen über Arbeitsplatzverluste schießen ins Kraut - HBV fordert Rücksichtnahme auf Belange der Bankangestellten

HBV-Chefin Margret Mönig-Raane hat die Vorstände von Deutscher und Dresdner Bank aufgefordert, bei ihrem geplanten Zusammenschluss die Interessen der Arbeitnehmer nicht zu vernachlässigen. "Ich kann überhaupt nicht einsehen, wenn etwa Filialen geschlossen werden sollen.

HBV-Chefin Margret Mönig-Raane hat die Vorstände von Deutscher und Dresdner Bank aufgefordert, bei ihrem geplanten Zusammenschluss die Interessen der Arbeitnehmer nicht zu vernachlässigen. "Ich kann überhaupt nicht einsehen, wenn etwa Filialen geschlossen werden sollen. Zunächst muss an die Belange der Belegschaft gedacht werden", sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen in Frankfurt. Wenn an den Börsen über Fusionen Jubel ausbräche, drohte immer ein massiver Arbeitsplatzverlust, so Mönig-Raane. Große Firmenzusammenschlüsse bedeuteten meist "gleiche Leistung mit weniger Personal und weniger Geld". Die HBV wolle jedoch zunächst die konkreten Pläne der beiden Kreditinstitute abwarten, bevor sie eine eindeutige Einschätzung gebe. Die DAG befürchtet dagegen den Verlust jeder dritten Stelle bei Deutscher und Dresdner Bank.

"Wir haben in Deutschland im Dienstleistungsbereich ohnehin nicht genügend Arbeitsplätze", sagte Mönig-Raane. Die HBV wolle daher mit den Arbeitgebern bald grundsätzliche Gespräche führen. In deutschen Banken werde länger gearbeitet als bei der Konkurrenz in europäischen Nachbarländern. Arbeitszeitverkürzung und mehr Teilzeitarbeit seien daher eine Möglichkeit, einen gravierenden Arbeitsplatzabbau im deutschen Kreditgewerbe zu verhindern. Auch müssten die Bankangestellten von ihren Arbeitgebern besser qualifiziert werden, um etwa in der Zukunftssparte Internet/Online-banking neue Möglichkeiten zu finden.

Die Deutsche Bank hält offenbar die Streichung jedes dritten Arbeitsplatzes für möglich. "Der Erfahrungswert für Fusionen liegt bei 30 Prozent", sagte das Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank, Gerhard Renner, im ZDF. In den 30 Prozent seien keine Stellenkürzungen eingerechnet, die durch die Einführung neuer Techniken entstünden, sagte Renner weiter. "Rechnet man das hinzu, kann die Zahl noch über 30 Prozent liegen", sagte das Aufsichtsratsmitglied. Bei der Dresdner Bank hieß es auf Anfrage, man werde vor der für Donnerstag angekündigten Pressekonferenz zu dem Thema keine weiteren Stellungnahmen abgeben.

Weniger Service befürchtet

Die geplante Fusion wird nach Ansicht von Verbraucherberatern zu Abstrichen im Kundenservice führen. "Im Vordergrund der Fusion steht das Investment-Banking. Das traditionelle Privatkundengeschäft wird eher als ein lästiges Anhängsel gesehen", sagte der Bankexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Hartmut Strube. Nach den bisherigen Erfahrungen auch mit der Deutschen-Bank-Tochter Bank 24 seien nach einer Fusion eine geringere persönliche Beratung und weniger geschultes Personal zu erwarten. "Der Trend weg von der persönlichen Beratung in den Filialen hin zu elektronischen Finanzdienstleistungen wird sich noch verstärken", meinte Strube. Mitarbeiter in Call-Centern verfügten zumeist jedoch nicht über jene Qualifikationen und Berufserfahrung wie langjährige Bankangestellte. Von diesem Trend könnten die Sparkassen durch einen Kundenwechsel profitieren, weil örtliche Präsenz und die persönliche Beratung weiterhin zu ihrer Geschäftspolitik gehörten. "Zahlreiche Privatbanken sind heute im Straßenbild weitaus weniger sichtbar als noch vor Jahren. Das ist ein klarer Vorteil für die Sparkassen."

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