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Wirtschaft: Spezial-Makler bieten neue Aktien - allerdings nur für Banken und Händler

"Was glauben Sie, wie viele Anrufe wir jeden Tag zu Infineon bekommen?" - HansJoachim Plückers mag den Namen der Siemens-Tochter kaum noch hören.

"Was glauben Sie, wie viele Anrufe wir jeden Tag zu Infineon bekommen?" - HansJoachim Plückers mag den Namen der Siemens-Tochter kaum noch hören. Dabei macht der Vorstand der Schnigge AG mit dem Börsengang der Siemens-Tochter gute Geschäfte. Das Maklerunternehmen handelt Infineon-Aktien, noch bevor die Papiere offiziell an der Börse eingeführt werden. Die Nachfrage ist groß, denn die Emission ist vielfach überzeichnet. Viele Anleger wollen sich nicht allein auf ihr Losglück verlassen und die Aktie vom Start weg im Depot haben. Makler wie Schnigge oder Lang & Schwarz organisieren deshalb einen Handel per Erscheinen - nicht nur für Infineon, sondern für fast jede Emission. Wie im Handel üblich stellen die Makler laufende An- und Verkaufskurse, die sich aus Angebot und Nachfrage ergeben. Die aktuellen Kurse werden im Internet veröffentlicht.

Immer wieder belagern Privatanleger die Telefone von Schnigge und Co. - vergebens. Zum so genannten "grauen" Markt haben nur Banken und Händler Zutritt. Private Aktienfans müssen bei ihrer Hausbank ordern. Probleme sind dabei an der Tagesordnung, denn strenggenommen ist der vorbörsliche Kauf eine Art Termingeschäft. Das Geschäft wird erst dann erfüllt, wenn die Aktien zugeteilt werden. Viele Institute verlangen deshalb von ihren Kunden entsprechende Erfahrungen mit Aktien. Außerdem müssen sie eine Risikoerklärung unterschreiben, um termingeschäftsfähig zu werden. Schwierigkeiten tauchen auch dann auf, wenn die Hausbank im Konsortium der Emission ist. Nach den Konsortialverträgen ist dem Geldhaus ein vorbörslicher Handel meist untersagt. Andererseits werden sie nicht selbst, sondern nur im Namen ihrer Kunden tätig. "Da muss man seine Interessen schon mal mit Nachdruck vertreten", rät Plückers.

Ganz schlechte Karten haben die Kunden einiger Direktbanken. Bei der Comdirect und Consors zum Beispiel ist der Handel per Erscheinen generell nicht möglich. Dagegen glänzt die Direkt Anlage Bank (DAB). Dort können die Online-Kunden über das hauseigene Ordersystem real-time beim Maklerhaus Lang & Schwarz vorbörslich handeln. Ausnahme: Emissionen, bei denen der DABMutterkonzern HypoVereinsbank, die Vereins- und Westbank oder bestimmte Makler wie Baader und Kling Jelko Dehmel mit im Boot sitzen. In diesem Fall müssen DAB-Kunden ganz normal zeichnen und auf ihr Glück hoffen.

Thomas Luther

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