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Spitzelaffäre: Auch Bundesnetzagentur im Visier der Telekom?

Die Telekom wollte möglicherweise auch die Bundesnetzagentur als zuständige Aufsichtsbehörde ausspähen. Sämtliche Ausspäh-Aufträge sollen direkt vom Vorstand in Auftrag gegeben worden sein.

Die "Frankfurter Rundschau" berichtet, der Geschäftsführer der Firma Network habe Ende April an die Telekom geschrieben, "konkret geplant und beauftragt" sei auch die Überwachung der "wichtigsten Entscheidungsträger" einer "nicht unwichtigen Regulierungsbehörde mit Sitz in Bonn" gewesen. Alle Überwachungsprojekte seien direkt vom Vorstand beauftragt und über das Büro des Aufsichtsrats bezahlt worden. Eine Sprecherin der Bundesnetzagentur sagte dem Blatt, dazu lägen keine Informationen vor.

Der Zeitung zufolge könnte die Telekom bei der Bespitzelung von Journalisten auch auf Daten anderer Kommunikationsunternehmen zurückgegriffen haben. So habe ein von der Telekom überwachter Journalist ein Mobiltelefon des Konkurrenten E-Plus benutzt. E-Plus-Sprecher Guido Heitmann sagte dem Blatt, sein Unternehmen müsse zu Abrechnungszwecken jeden Tag millionenfach Gesprächsdaten an die Telekom liefern. Da ein Großteil der Telefonate in Deutschland das Netz der Telekom berühre, bekomme diese zur Abrechnung auch fast alle Daten.

Ehemalige Telekom-Obere geben sich Rückendeckung

Unterdessen gab der frühere Telekom-Kommunikationschef Jürgen Kindervater dem Ex-Konzernchef Kai-Uwe Ricke Rückendeckung. Es sei abwegig anzunehmen, Ricke habe Aufträge zum Ausspionieren der Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten des Konzerns und von Journalisten erteilt, sagte Kindervater der "Berliner Zeitung". Auch Rickes Vorvorgänger Ron Sommer wäre niemals so weit gegangen. Gegen Ricke sowie den früheren Telekom-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und sechs weitere Personen ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn wegen des Verdachts auf Verletzung des Fernmeldegeheimnisses sowie möglicher Verstöße gegen das Bundesdatenschutzgesetz.

Die "Financial Times Deutschland" berichtete, bei der Mobilfunksparte der Telekom seien im Jahr 2006 Sicherheitslücken entdeckt worden. Nach konzerninternen Untersuchungen bei T-Mobile hätten die Prüfer unter anderem bemängelt, dass Telekom-Mitarbeiter unerlaubt vertrauliche Informationen aus jenem Teil des Telekom-Netzwerks abrufen könnten, der laut Gesetz allein staatlichen Ermittlern offensteht. Zudem hätten interne Hacker bei einer simulierten Attacke auf finanzielle oder kundenbezogene Daten zugreifen und diese manipulieren können. Chef von T-Mobile war damals der heutige Telekom-Vorstandsvorsitzende René Obermann.

Ein Konzernsprecher sagte dem Blatt, die 2006 festgestellten Mängel seien inzwischen behoben. Die Erkenntnisse von damals stünden zudem in keinem Zusammenhang mit den aktuellen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. (mhz/ddp)

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