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Spitzengehälter: Koalition will Manager bremsen

Die Vergütung deutscher Manager soll sich nach dem Willen der Union in Zukunft stärker am langfristigen Erfolg des Unternehmens als am Aktienkurs orientieren. Die SPD will die Zahlung von Spitzengehältern für die Unternehmen verteuern

Berlin - Die Vergütung deutscher Manager soll sich nach dem Willen der Union in Zukunft stärker am langfristigen Erfolg des Unternehmens als am Aktienkurs orientieren. Dafür plädiert der CDU-Finanzpolitiker Otto Bernhardt in einem Eckpunktepapier, das er an die zuständige Arbeitsgruppe der Unions- Bundestagsfraktion verschickt hat. „Einige Manager sind zu stark auf die Börse fixiert“, sagte er dem Tagesspiegel. Ende September wollen die Fachleute von Union und SPD Verhandlungen über ein gemeinsames Konzept aufnehmen. Die SPD hatte ihre Vorstellungen bereits vor mehreren Wochen präsentiert.

Konkret regt der CDU-Politiker an, die Bezahlung von Managern mit Aktienoptionen zu beschränken. So sei denkbar, dass Führungskräfte Wertpapiere erst nach drei statt wie bisher nach zwei Jahren in Aktien umtauschen könnten, sagte Bernhardt. Außerdem sei eine Quote möglich, die den Anteil der variablen Vergütung von Managern an ihrem gesamten Gehalt beschränkt. In Deutschland werden Führungskräfte zunehmend mit Aktienoptionen bezahlt. Ihr Gehalt fällt umso höher aus, je höher der aktuelle Börsenwert des Unternehmens ist. Variable Gehaltsbestandteile machen oft deutlich mehr als die Hälfte der Vergütung aus.

Die Diskussion über Managergehälter war unter anderem durch hohe Pensionszusagen und Abfindungen für erfolglose Ex-Manager sowie Porsche-Chef Wendelin Wiedeking ausgelöst worden. Im vergangenen Geschäftsjahr soll er Schätzungen zufolge bis zu 60 Millionen Euro verdient haben – mehr als das 1000-fache des Durchschnittslohns in der Autoindustrie. Wiedeking hatte sich in Zeiten, als Porsche ein Sanierungsfall war, die erfolgsabhängige Vergütung in seinen Arbeitsvertrag schreiben lassen. Dies zahlt sich nun aus – Porsche ist der profitabelste Autohersteller der Welt geworden. Im laufenden Geschäftsjahr soll Wiedekings Gehalt sogar bei bis zu 100 Millionen Euro liegen.

Die SPD will solche Spitzengehälter für die Unternehmen zumindest verteuern. Übersteigt ein Gehalt mehr als eine Million Euro im Jahr, soll der darüber liegende Betrag nur noch zur Hälfte als Betriebskosten steuerlich absetzbar sein. Das lehnt die Union jedoch ab. Es sei „fragwürdig, zwischen guten und schlechten Betriebsausgaben zu unterscheiden“, sagte Bernhardt. Er sehe in seiner Partei keine Mehrheit für solche Änderungen des Steuerrechts. SPD-Finanzexperte Joachim Poß hält dennoch an dieser Forderung fest. „Deutschland sollte hier einen mutigen Schritt vorangehen“, sagte er dem Tagesspiegel. Auch die Finanzminister der Eurogruppe hätten das Thema Begrenzung des Betriebsausgabenabzugs für Managergehälter auf die Agenda gesetzt, sagte er.

Übereinstimmung zwischen SPD und Union besteht darin, mehr Transparenz bei der Festlegung der Managergehälter zu schaffen. „Das ist eine Aufgabe, die der Aufsichtsrat nicht an Gremien delegieren sollte“, sagte Bernhardt. Der SPD-Politiker Poß fügte hinzu, die Stärkung der paritätisch besetzten Aufsichtsräte sei keinesfalls nur Kosmetik. Eine aktuelle Studie aus dem Wissenschaftszentrum Berlin zeige, „dass praktizierte Mitbestimmung nachweisbar einen dämpfenden Effekt auf den Anstieg der Vorstandsgehälter hat“.

Nach Ansicht der Linken sind die Pläne der Union, die Managerbezahlung mit Aktienoptionen zu beschränken, viel zu zaghaft. „Wer Manager wirklich auf den langfristigen Unternehmenserfolg und nicht auf den kurzfristigen Kursanstieg an der Börse orientieren will, muss deren Bezahlung mit Aktienoptionen gänzlich unterbinden“, sagte Fraktionsvize Klaus Ernst dem Tagesspiegel. Wenn die Koalition vor einer effektiven Begrenzung der Managergehälter zurückschrecke, solle sie zumindest den Spitzensteuersatz für Millionengehälter deutlich über 50 Prozent erhöhen, forderte er. „Irreale Gehälter“ wie das von Porsche- Chef Wiedeking seien durch nichts zu rechtfertigen. Ernst sprach sich dafür aus, dass kein Manager mehr als das Zwanzigfache des Durchschnittslohns in seinem Unternehmen beziehungsweise seiner Branche verdienen solle. „Alles andere ist maßlos und unmoralisch.“

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