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Sportwetten: Sachsen will Betandwin verbieten

Das Sächsische Innenministerium will dem privaten Wettanbieter die Konzession entziehen. Auch die staatlichen Oddset-Wetten sollen neugeordnet werden.

München/Berlin - Unmittelbar vor Start der neuen Bundesliga-Saison ist in Sachsen offenbar der bislang größte Schlag gegen die privaten Anbieter der lukrativen Sportwetten geplant. Der Freistaat wolle dem deutschen Ableger des internationalen Glücksspielkonzerns Betandwin bis spätestens Donnerstag die Konzession entziehen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ"). In Abstimmung mit den anderen Bundesländern solle so das staatliche Wettmonopol geschützt werden. Betandwin kündigte an, vom Land Sachsen 500 Millionen Euro Schadenersatz einfordern und das Staatsmonopol per Internet weiter unterlaufen zu wollen.

Das Innenministerium in Dresden will dem österreichischen Glücksspielkonzern, der sich derzeit in Bwin umbenennt, allerdings laut "SZ" in einem gesonderten Bescheid auch verbieten, über das Internet Wetteinsätze aus Deutschland anzunehmen. Betandwin, der größte Privatanbieter von Sportwetten in Deutschland, ist mit 50 Prozent an der sächsischen Filiale beteiligt. Diese operiert noch mit einer Gewerbeerlaubnis aus der ehemaligen DDR.

In Deutschland hat das an der Wiener Börse notierte Unternehmen dem Zeitungsbericht zufolge rund eine Million Kunden, die für jährlich rund 500 Millionen Euro auf den Ausgang von Fußballspielen und anderen Sportereignissen tippen. Damit hat Betandwin die staatliche Sportwette Oddset abgehängt, in der die Lotto- und Totogesellschaften der 16 Bundesländer vereint sind: Diese rechnet nach Angaben der Zeitung in diesem Jahr mit 350 Millionen Umsatz.

Die Bundesländer berufen sich in ihrem Vorgehen gegen die privaten Sportwetten auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Dieses hatte im März das staatliche Wettmonopol für grundsätzlich zulässig erklärt, allerdings nur unter Auflagen. So müssen die Länder dafür sorgen, dass die Bürger vor der Spielsucht geschützt werden. Die Länder kündigten daraufhin eine Neuordnung der Oddset-Wetten an, zugleich aber auch die Schließung der privaten Wettbüros. Bremen und Bayern verboten Betandwin bereits die Werbung.

Teufelberger: Konzessionsentzug "Willkür"

Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Norbert Teufelberger, nannte den offenbar geplanten Konzessionsentzug einen Akt der "Willkür". Offenbar sollten zum Start der Fußball-Bundesliga am Freitag die Geschäfte seiner Firma gezielt gestört werden. Das Verbot verstoße zudem gegen europäisches Recht, kritisierte Teufelberger im Gespräch mit der "SZ". Betandwin werde via Internet und auf Grundlage einer Lizenz aus Gibraltar weiter Wetten aus Deutschland annehmen. Falls auch die Geschäfte der internationalen Betandwin AG beeinträchtigt würden, könne zudem die Schadenersatzungsforderung deutlich höher ausfallen als die bislang verlangten 500 Millionen Euro, warnte der Vorstandschef.

Teufelberger verwies darauf, dass Betandwin dieses Jahr 56 Millionen Euro für Werbung in Deutschland ausgebe, davon 30 Millionen Euro für Sponsorenverträge mit Werder Bremen, 1860 München und anderen Fußballclubs sowie mit Vereinen und Ligen von Handball, Basketball und Eishockey. Diese Partner wolle Betandwin nicht fallen lassen, betonte der Vorstandschef: "Als AG wären wir aber gezwungen, die Verträge zu überprüfen, sollten unsere Geschäfte willkürlich gestört werden." Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Fußball-Bundesliga wollen laut "SZ" in Kürze ein eigenes Wettmodell vorstellen, das ein Nebeneinander von staatlichen und privaten Anbietern vorsieht.

An der Frankfurter Börse brach die Betandwin-Aktie am Mittwoch zeitweise um mehr als 26 Prozent ein. Am frühen Nachmittag lag sie bei einem Minus von knapp 24 Prozent, was einem Wert von 23,20 Euro entsprach. (tso/AFP)

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