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Wirtschaft: Springer bedauert Pin-Übernahme

Verlagskonzern schreibt wegen hoher Abschreibungen bei dem Briefzusteller rote Zahlen / Vorstandschef Döpfner räumt Fehler ein

Berlin - Springer muss sein missglücktes Engagement beim inzwischen insolventen Briefzusteller Pin teuer bezahlen. Wegen hoher Abschreibungen rutscht der Verlagskonzern 2007 mit 288 Millionen Euro in die Verlustzone. Springer-Chef Mathias Döpfner räumte am Mittwoch strategische Fehler bei Pin ein. „Die Übernahme der Mehrheit war aus heutiger Sicht falsch“, sagte er in Berlin bei der Vorstellung der Bilanz. Der Ausflug ins Briefgeschäft, der fast 600 Millionen Euro gekostet hatte, sei für Springer jedoch Vergangenheit. Auch das jüngste Gerichtsurteil zum Mindestlohn werde Springer nicht zur Rückkehr bewegen. Das Berliner Verwaltungsgericht hatte die Allgemeinverbindlichkeit eines Mindestlohns für Postzusteller für rechtswidrig erklärt. Döpfner macht den Mindestlohn von 9,00 Euro und 9,80 Euro, den der Bundestag im Dezember beschlossen hatte, für das Scheitern des Post-Konkurrenten Pin verantwortlich. Unmittelbar nach dem Parlamentsentscheid drehte Springer dort den Geldhahn zu. „Hätten wir eine solche planwirtschaftliche Vorgehensweise vorhersehen können oder müssen?“, fragte Döpfner mit Blick auf die Bundestagsentscheidung. „Ich finde: nein.“ Weil der Vorstand am Ende wegen der Pin-Schieflage Gefahren für das „kerngesunde Kerngeschäft“ gefürchtet habe, sei ein Ausstieg besser gewesen. Der Verlag prüfe nun eine Klage. Döpfner sagte allerdings nicht, gegen wen.

Deutlich erfreulicher fiel für den Springer-Chef die Bilanz des Zeitungs-, Zeitschriften- und Onlinegeschäfts aus. So erreichte die „Welt“-Gruppe erstmals seit 55 Jahren die Gewinnzone. Döpfner sprach von einer Wende mit historischer Dimension. „Das hat niemand für möglich gehalten.“ Noch vor drei Jahren hatten „Berliner Morgenpost“, „Welt“, und „Welt am Sonntag“ einen hohen zweistelligen Millionenverlust verbucht. 2007 erzielten sie laut Döpfner einschließlich „Welt Kompakt“ einen hohen einstelligen Millionengewinn. Sein Kerngeschäft will Springer künftig vor allem im Ausland und im Internet ausbauen. Größere Zukäufe plant der Verlag nicht. „Das Wachstum der Zukunft liegt klar in der Digitalisierung und im Ausland“, sagte Döpfner. Insgesamt sollen Umsatz und Gewinn des Konzerns auch 2008 steigen. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Firmenwertabschreibungen (Ebita) werde über dem Vorjahreswert von 422 Millionen Euro liegen. 2007 hatte Springer – vor allem dank größerer Akquisitionen – seinen Umsatz um 8,5 Prozent auf rund 2,6 Milliarden Euro gesteigert. Rechnet man die Zukäufe heraus, lag das Wachstum bei 1,2 Prozent. Hier habe sich das Plus bei Vertriebs- und Werbeerlösen positiv bemerkbar gemacht.

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