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Börsenkurse unter Druck: Staaten und Finanzwirtschaft stemmen sich gegen Schuldenkrise

Während die Märkte weltweit eine große Nervosität an den Tag legen, ist die Debatte über den Euro-Rettungsschirm in Deutschland voll entbrannt.

Nach Angaben des französischen Finanzministers François Baroin wollte die EZB spanische und italienische Staatsanleihen kaufen. Die Sparpläne Italiens und Spaniens führten in der EZB zu der Einschätzung, dass es „legitim“ sei, beiden Ländern zu helfen, sagte er dem Radiosender Europe 1. Aus Rom hieß es am Montag, die EZB habe Italien detaillierte Bedingungen für ihr Eingreifen diktiert. Der Tageszeitung „Corriere della Sera“ zufolge forderte sie in einem „geheimen“ Brief unter anderem schnelle Privatisierungen sowie eine Reform des Arbeitsmarkts. Die Gruppe der größten Industrieländer (G-7) kündigte nach einem Gespräch ihrer Finanzminister und Notenbankchefs an, gemeinsam für ein Funktionieren der Finanzmärkte sorgen und die Finanzstabilität stützen zu wollen. Ähnlich äußerten sich die Finanzminister und Zentralbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20). Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, begrüßte die Bemühungen. Die Sorgen über die Schulden in Europa und den USA hatten in den vergangenen Tagen die Börsen weltweit abstürzen lassen. Am Freitag nach Börsenschluss stufte die Ratingagentur Standard & Poor's dann erstmals in der Geschichte die Kreditwürdigkeit der USA von der Bestnote herab. US-Finanzminister Timothy Geithner warf der Agentur eine „schreckliche Fehleinschätzung“ vor. Trotz Rücktrittsforderungen seitens der Republikaner will Geithner im Amt bleiben.

Hilft jetzt nur noch Gold? Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA ist die Angst an den Börsen weltweit groß, Panikverkäufe blieben jedoch bislang aus.
Hilft jetzt nur noch Gold? Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA ist die Angst an den Börsen weltweit groß, Panikverkäufe blieben jedoch bislang aus.

© dpa

An den europäischen Börsen herrschte am Montag äußerste Nervosität. Nach einem leichten Minus in den ersten Minuten meldeten die meisten Börsen eine teils deutliche Erholung. Gegen Mittag gaben die Kurse aber wieder stark nach. Die Renditen für italienische und spanische Staatsanleihen sanken deutlich. Auch die Renditen auf US-Staatsanleihen sanken trotz der Herabstufung leicht. Die asiatischen Börsen eröffneten in der Nacht mit teils deutlichen Verlusten.
Chinesische Staatsmedien übten erneut scharfe Kritik an den Staatsschulden von USA und Europäischer Union. Die „entwickelten Länder“ gefährdeten weltweit das Wirtschaftswachstum, „weil sie ihre Verantwortung nicht wahrnehmen“, schrieb die „Volkszeitung“, das offizielle Organ der Kommunistischen Partei Chinas. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua rief die US-Politiker dazu auf, einander nicht länger zu zerfleischen.
In Deutschland forderte der FDP-Finanzexperte Frank Schäffler eine Sondersitzung des Bundestags. Das Parlament müsse über eine weitere Ausweitung des Euro-Rettungsschirms entscheiden, sagte er im Deutschlandfunk. SPD Chef Sigmar Gabriel lehnte dies umgehend als nicht hilfreich ab. Der Vizesprecher der Bundesregierung, Christoph Steegmans, sagte, Änderungen an den Beschlüssen des Euro-Krisengipfels von Ende Juli seien nicht nötig. (AFP)

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