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Staatliche Unterstützung: Tauziehen um Quelle-Kredit

Bayern bestätigt grundsätzliche Einigung und will Kredit im Umfang von 50 Millionen Euro vergeben - 25 davon sollen vom Bund kommen. Die Bundesregierung verhält sich skeptisch.

Düsseldorf - Die Rettung des Versandhauses Quelle gerät immer mehr zur Hängepartie – und zum Machtkampf zwischen München und Berlin. Während Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Donnerstagmittag die Bewilligung eines Massekredits über 50 Millionen Euro für den insolventen fränkischen Versandhändler grundsätzlich bestätigte, blieb der Bund weiter zurückhaltend. Die Regierung prüfe noch die Sicherheiten für den infrage stehenden Kredit, sagte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Auch Kabinettskollege Peer Steinbrück (SPD) bestätigte, dass es bisher keine Entscheidung gebe.

Bei einem Besuch im Quelle-Vertriebszentrum in Nürnberg richtete sich Seehofer vor rund 500 Beschäftigten direkt an die Berliner Entscheidungsträger: „Ich appelliere mit großem Nachdruck an die Bundesregierung, dass sie die Überprüfungen schnell abschließt“, sagte der Ministerpräsident. Das „Wechselbad der Gefühle bei den Mitarbeitern“ müsse beendet werden. Auch dürfe die Treue der Quelle-Kunden nicht aufs Spiel gesetzt werden. Der Ministerpräsident betonte, er rechne mit einer positiven Entscheidung, und versprach den Mitarbeitern: „Wir tun das Menschenmögliche.“

Dennoch brodelt seit Donnerstag die Gerüchteküche. Es geht darum, ob der Bund tatsächlich die Hälfte des beantragten Kredits übernimmt, wie am Mittwochabend bereits berichtet wurde. Der vorläufige Insolvenzverwalter von Quelle, Klaus Hubert Görg, sprach von Kommunikationsschwierigkeiten der Bundesregierung. Aus Berliner Regierungskreisen war zu hören, dass die KfW-Bank noch weitere Sicherheiten brauche, um sich an einem Massekredit zu beteiligen. Außerdem müsse wie in solchen Fällen üblich die EU-Kommission noch dem Kredit zustimmen.

Offenbar hat die Bundesregierung um weitere Details zur künftigen Finanzierung von Quelle gebeten, die der Konzern nach eigenen Angaben am Freitag in Berlin vorlegen wird. Mit diesen Ergänzungen, die in Schriftform erfolgen werden, sei der Bund aber dann bereit, den Kredit zu gewähren, hieß es bei Quelle.

Auch Seehofer räumte ein, dass noch Details zu klären seien. Grundsätzlich wolle Berlin das Geld aber geben. Quelle stünden nun schwierige Wochen bevor, es gehe aber erst mal weiter. Dafür ist vor allem der Druck des neuen Herbst- und Winterkatalogs entscheidend, dessen erste Exemplare am Donnerstag präsentiert wurden. „Wir werden ihn den Seehofer-Erinnerungskatalog nennen“, sagte Quelle-Geschäftsführer Konrad Hilbers. Ab Freitag werden die Kataloge verschickt. In einer Woche soll die gedruckte Gesamtauflage von acht Millionen vorliegen. Am vergangenen Freitag hatte der Insolvenzverwalter nach ersten Anzeichen staatlicher Hilfe den Druckauftrag erteilt.

Nach den am Mittwochabend veröffentlichten Plänen soll Quelle einen Massekredit über 50 Millionen Euro bekommen. 21 Millionen will Bayern zahlen, vier Millionen sollen aus Sachsen kommen, den Rest müsste der Bund stellen. Ein Massekredit dient dazu, das Geschäft in der Insolvenz aufrechtzuerhalten. Die Forderungen des Kreditgebers werden später vorrangig bedient. Am Mittwoch hatten nach einer Sitzung des Bürgschaftsausschusses unterschiedliche Nachrichten über eine Zustimmung des Bundes für Verwirrung gesorgt. dcl

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