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Die Allianz ist die größte Versicherung Deutschlands.

© picture alliance / dpa

Stabile Rendite: Allianz will die Lebensversicherung retten

Gegen den Trend will der Marktführer die Verzinsung 2018 nicht senken. Das freut Kunden – und setzt die Konkurrenten unter Druck.

Die Allianz trotzt den Niedrigzinsen. Deutschlands Marktführer wird die laufende Verzinsung seiner Lebensversicherungen 2018 nicht weiter senken. Nach drei Senkungsrunden bleibt der Satz damit unverändert bei 2,8 Prozent, gab der Versicherer am Montag bekannt. Lebensversicherungen ohne Garantieverzinsung erhalten bei der Allianz im kommenden Jahr mit 2,9 Prozent noch ein Quäntchen mehr – ebenfalls wie schon 2017.

Der Schritt der Allianz sei „ein starkes Signal mit Leuchtturmwirkung“, findet Lars Heermann, Experte vom Versicherungsberater Assekurata. Denn er könne auch andere Versicherer animieren, bereits geplante Senkungen in letzter Minute zurückzunehmen. Über den Dezember hinweg teilen Lebensversicherer ihren Kunden traditionell mit, mit welcher Guthabenverzinsung sie im kommenden Jahr rechnen können. Insgesamt rechnet Heermann jedoch auch für 2018 mit weiter sinkenden Überschussbeteiligungen in der Branche.

Es gibt kaum noch eine drei vor dem Komma

2017 war auf breiter Front die drei vor dem Komma gefallen: nur noch zwei Versicherer boten 3,05 Prozent, einige wenige 3,0 Prozent, umgekehrt mussten sich Kunden der Generali und der Nürnberger Beamten Lebensversicherung mit 1,75 Prozent zufrieden geben. Im Schnitt war die Verzinsung in der klassischen Lebensversicherung von knapp 2,9 auf gut 2,6 Prozent gesunken. Vor fünf Jahren hatten die meisten Lebensversicherer ihren Kunden noch vier Prozent und mehr pro Jahr überwiesen.

Bisher haben neben der Allianz erst zwei Unternehmen ihre Verzinsung für 2018 veröffentlicht. Auch die Ideal Versicherung hatte ihren Satz für 2018 nicht gesenkt. Kunden erhalten damit im kommenden Jahr erneut eine laufende Verzinsung von drei Prozent. Dagegen wird die Alte Leipziger knausriger und wird ihren klassischen Versicherungskunden nur noch 2,5 statt 2,65 gutschreiben. Die Kunden neuerer, garantiereduzierter Produkte sollen 2,6 statt 2,75 Prozent erhalten. Die Sätze gelten nur für Kunden, deren Verträge noch jünger sind. Wer 1994 bis 1999 eine Lebensversicherung abgeschlossen hatte, erhält weiter die bereits beim Abschluss garantierte Verzinsung von vier Prozent. Bis 2003 wurden 3,25 Prozent garantiert, bis 2006 2,75 und bis 2011 2,25 Prozent. Aktuell sind es bei Neuabschlüssen nur noch 0,9 Prozent.

Überschussbeteiligung läuft aus

Dies bedeutet: Altkunden erhalten vielfach gar keine Überschussbeteiligung mehr, sondern nur noch den - höheren - Garantiezins. Inzwischen ist die Police mit Zinsgarantie auch ein Auslaufmodell: nur noch 34 von rund 80 Gesellschaften hätten sie überhaupt im Angebot, sagt Heermann. Und bei der Allianz schließen inzwischen 90 Prozent der Neukunden andere Modelle mit abgespeckten oder sogar ohne Garantien ab.

Dass die laufende Verzinsung nicht weiter gesenkt werden musste, habe bei der Allianz mit einer Anpassung der Anlagestrategie zu tun, sagt Katrin Wahl, Sprecherin von Allianz Leben. Der Lebensversicherer investiere die Kundengelder inzwischen zu einem erheblichen Anteil in Infrastruktur, etwa in erneuerbare Energien, Gaspipelines oder den Autobahnbau. Nur noch etwa die Hälfte stecke in renditeschwachen Pfandbriefen oder Staatsanleihen aus Industrieländern, dafür neun Prozent in Aktien, 19 Prozent in Unternehmensanleihen und sechs Prozent in Schwellenländeranleihen.

Das meiste Geld steckt in festverzinslichen Anleihen

In der Branche stecken laut Heermann insgesamt etwa 90 Prozent des Geldes in festverzinslichen Anlagen und Anleihen. Inklusive Schlussüberschüsse zahlt die Allianz für 2018 in der klassischen Lebens- und Rentenversicherung 3,4 Prozent und in der Variante mit abgespeckten Garantien („Perspektive“) 3,7 Prozent. Auch diese Sätze gab es bereits im Vorjahr. Bei der Alte Leipziger werden zusätzlich 0,5 Prozentpunkte abgerechnet.

Die Assekurata rechnet nun für 2018 mit einer durchschnittlichen Verzinsung von etwa 2,4 Prozent in der Branche. Dass die Renditen für den Kunden insgesamt weiter unter Druck stehen könnten, ist auch an einer Rechengröße abzulesen, die die Finanzaufsicht Bafin regelmäßig errechnet: dem Referenzzins. Er deutet üblicherweise die Marschrichtung der laufenden Verzinsung an und ist innerhalb eines Jahres von 2,54 auf 2,21 Prozent gesunken. Damit in Zusammenhang steht auch ein Sicherheitspolster, das jeder Versicherer für höher verzinste Altverträge bilden muss, die sogenannte Zinszusatzreserve. Je größer der Abstand zwischen dem Referenzzins und den höchsten Garantiezinsen aus alten Policen, desto mehr Geld müssen die Versicherer in das Finanzpolster einspeisen.

Finanzpolster wird dicker

Ende 2016 hatten die 84 deutschen Versicherer hier 44 Milliarden Euro gebunkert, nun werden laut Bafin weitere 20 Milliarden hinzukommen. Auf 175 Milliarden Euro, schätzt die Finanzaufsicht, könnte die Zinszusatzreserve noch steigen – Geld, das Neukunden und Kunden mit geringerer Verzinsung fehlt und nicht in die Überschussbeteiligung fließen kann. Auch die Allianz Leben selbst kann noch nicht sagen, ob die stabilen Überschussbeteiligungen für 2018 als Trendwende oder nur als Atempause zu sehen sind: „Wir legen das Geld der Kunden bestmöglich an, aber der Satz gilt nur für 2018“, sagt Sprecherin Wahl. Eine Prognose für 2019 sei nicht möglich.

Anders als einige finanzschwächere Versicherer ist die Allianz nach Daten des Policenaufkäufers Policen Direkt gut gepolstert und könnte aktuell etwa 128 Prozent ihrer Garantieverpflichtungen aus Kapitalerträgen stemmen. Bei der Generali und der Debeka liegt dieser Wert nur zwischen 80 und 90 Prozent, so dass Garantien aus anderen Quellen, etwa den Gebühren und Kosten, bedient werden müssten.

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