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Wirtschaft: Stadtwerke setzen auf eigenen Strom Kleine Versorger wollen unabhängiger werden

Berlin Die Stadtwerke in Deutschland wollen unabhängiger von großen Stromlieferanten werden und wieder mehr Strom selbst erzeugen. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die die Managementberatung AT Kearney am Mittwoch vorgestellt hat.

Berlin Die Stadtwerke in Deutschland wollen unabhängiger von großen Stromlieferanten werden und wieder mehr Strom selbst erzeugen. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die die Managementberatung AT Kearney am Mittwoch vorgestellt hat. Demnach werde der Eigenerzeugungsanteil der Stadtwerke beim Strom von derzeit 16,7 Prozent bis 2007 auf „deutlich über 20 Prozent“ steigen. Steigende Großhandelspreise machten es für die Stadtwerke wieder rentabel, selbst Strom zu erzeugen, sagte der Vizepräsident von AT Kearney, Florian Haslauer, auf der Handelsblatt-Tagung Energiewirtschaft in Berlin. In der Vergangenheit war bei den Stadtwerken der Anteil des selbst produzierten Stroms deutlich zurückgegangen. So lag er vor der Liberalisierung des Strommarkts 1997 noch bei 28,8 Prozent, in den Jahren danach sank er jedoch bis auf 16,7 Prozent. Hauptgrund: Auf dem Großhandelsmarkt war Strom wegen zu großer Kapazitäten vergleichsweise günstig zu haben. Deshalb haben die Stadtwerke verstärkt Strom von großen Anbietern wie Eon, RWE, Vattenfall und EnBW zugekauft. Ihre eigenen Kapazitäten haben sie im gleichen Zeitraum hingegen zurückgefahren.

Doch nun soll sich die Entwicklung umkehren, denn, getrieben von den Rohstoffpreisen für Kohle und Gas, steigen die Strompreise wieder. „Einige Stadtwerke wollen ins Handelsgeschäft einsteigen und selbst Strom verkaufen“, erklärte Haslauer. Von den derzeit acht Kraftwerken, die deutschlandweit gebaut würden, gehörten sieben zu Stadtwerken. Durch die neuen Kraftwerke würde die Gesamtkapazität der Stadtwerke von derzeit 9700 auf 10 895 Megawatt steigen. So baut der Aachener Energiehändler Trianel, hinter dem 21 Stadtwerke und kommunale Unternehmen stehen, im westfälischen Hamm eine 450 Millionen Euro teure Gas- und Dampfturbinenanlage. „Die Stadtwerke wollen ein Gegengewicht zu den großen Erzeugern bilden“, erklärte Trianel-Chef Reinhard Goethe. „Nur wer selbst einen Fuß in der Eigenerzeugung hat, kann sich dagegen schützen“, sagte Goethe.

Auch in Duisburg, München, Münster, Nürnberg und Würzburg werden Anlagen ersetzt und erweitert oder neue Kraftwerke gebaut. In Leipzig wiederum haben die Stadtwerke noch keine Erweiterung geplant, den Trend bestätigt man aber auch hier. „Die dezentrale Stromerzeugung wird wegen der Netznutzungsgebühren an Bedeutung gewinnen“, sagte Sprecherin Marion Danneboom. Sie gehe aber davon aus, dass es auch in Zukunft bei einem „gesunden Mix“ aus selbst erzeugtem und zugekauftem Strom bleiben wird.awm/juf(HB)

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