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Blick aus Mitte über die Dächer der Stadt.

© Jens Kalaene/dpa

Update

Städteranking: Heute nur Mittelmaß, aber Berlin gehört die Zukunft

Berlin gehört die Zukunft. Im "Städteranking" belegt die Stadt zwar nur einen mittleren Platz. Dafür zählt sie bei der Dynamik zu den Top 10.

Berlin gehört die Zukunft, jedenfalls wenn man die mehr als 7200 Daten des „Städterankings“ von Wirtschaftswoche, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und Immobilienscout mit Wohlwollen betrachtet. Im Vergleich der 69 deutschen Städte mit mehr als 100000 Einwohnern verbesserte sich die deutsche Hauptstadt um vier Plätze. In Euphorie sollte deshalb niemand ausbrechen, denn in der Hitparade der deutschen Metropolen belegt Berlin gerade mal den mittelmäßigen Platz 39.

Viele Übernachtungen und günstige Mieten

Zahl und Qualität von Jobs, Firmen, Wirtschaft, Immobilienmarkt und auch die „Lebensqualität“ ziehen die Forscher für den neudeutsch „Ranking“ genannten Leistungsvergleich heran. Sie haben ein „Niveauranking“ aufgestellt, das den Stand der Dinge wiedergibt, und außerdem ziehen sie einen Vergleich des jeweiligen Entwicklungstempos (Dynamik) und der Zukunftsfähigkeit der Städte – und vor allem hier kann Berlin punkten.

Viele Berliner sind gut qualifiziert

Denn die Stadt steht besser da, als die wirtschaftliche Lage es vermuten lässt und Berlin schafft es deshalb im „Dynamikranking“ sogar in die Top 10. Das liegt an der nach Frankfurt am Main zweitgrößte Zahl von Übernachtungsgästen, an den aus Sicht der Forscher noch günstigen Mieten. Positiv außerdem: die wachsende Bevölkerung, Zahl und Zuwachs an – auch qualifizierten – Jobs sowie die vielen qualifizierten Berliner. Ein Trend, der sich in den letzten Monaten fortsetzte: Wie die Arbeitsagentur Donnerstag mitteilte, sank die Zahl der Arbeitslosen in Berlin auf den niedrigsten Stand seit dem Fall der Mauer: auf 9,4 Prozent oder rund 175000 Menschen.

Und warum gehört Berlin die Zukunft? Den 14. Platz im "Zukunftsranking" gibt es, weil so viele Künstler hier leben, mehr als in jeder anderen Stadt und auch die Quote an Akademikern stattlich ist, hier liegt Berlin auf Rang 12 unter den 60 Städten.

Negativ: Viele Hartz-IV-Empfänger, Verbrechen und wenig Kitas

Und die Schwächen Berlins? Die vielen Empfänger von Arbeitslosengeld II, die Berlin zum Schlusslicht unter den verglichenen Städten macht, die vielen Straftaten, die geringe Quote an Kitas, auch diese ist schlechter als in allen anderen Städten –<TH>sie bremsen die Entwicklung aus. Auch gibt es in Berlin noch zu wenig „Beschäftigte in relevanten Branchen“ und zu wenig Jobs in der Kultur- und Kreativ-Branche. Das überrascht nur, wer die Diskussion über das „digitale Prekariat“ nicht verfolgte. Einfach ausgedrückt: Künstler und Kreative lieben Berlin, hangeln sich aber am Rande des Existenzminimums von Projekt zu Projekt.

Nationaler Sehnsuchtsort: München

Manches ist ermutigend, aber immer noch wenig im Vergleich zu Städten, wo eine funktionierende Verwaltung die Entwicklung vorantreibt wie im Süden Deutschlands. Allen voran: München. Die bayerische Landeshauptstadt liegt mit ihrer robusten Wirtschaft, ihrer hohen Anziehungskraft auf Besucher, Arbeitnehmer sowie Marktmonopolisten der IT-Branche wie Google auf dem Spitzenplatz des „Niveaurankings“ und belegt gleichzeitig auch Platz 1 bei der Dynamik der Entwicklung. „In München stimmt alles“, sagen die Verfasser des Rankings: Nur 3,8 Arbeitslose auf 100 Bewohner, der dritthöchste Akademikeranteil und die sechsthöchste Dichte an Ingenieuren. Auch weiche Faktoren wie die geringe Zahl an Straftaten sowie Grün, Wasser und Berge in der Umgebung erklären die Anziehungskraft der Stadt.

Darmstadt ist eine Reise wert

Ebenfalls dynamischer als Berlin: Darmstadt. Wenige dürften die Stadt im Rhein-Main-Gebiet auf dem Schirm haben, mit der Ansiedlung des Europäischen Raumfahrtzentrums hat aber ein Aufschwung bei den kleinen und mittleren Unternehmen aus der IT-Branche begonnen, den die Stadtverwaltung kräftig befördert. Darmstadt ist längst auch im wachsenden Bereich der IT-Sicherheit wichtigster deutscher Standort geworden. Das beschert Darmstadt den Spitzenplatz im Zukunftsindex und Platz 8 im Niveauranking.

Fränkische Städte punkten

Bemerkenswert außerdem: Der Aufstieg von Städten in Franken. Mit Würzburg, Erlangen und Nürnberg schafften es drei von ihnen in die Top 10 der dynamischsten in Deutschland. Städte und Landkreise der Region hätten sich zusammengeschlossen, sagen die Forscher und beförderten so die Entwicklung. Merke: Ein funktionierende Verwaltung wirkt Wunder – nicht auszudenken, was in Berlin möglich wäre, wenn die Stadt mal ihre Ämter auf Vordermann brächte.

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