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Wirtschaft: Stärkstes Wachstum seit 2001

Deutsche Wirtschaft legt im ersten Quartal überraschend um 1,0 Prozent zu – Experten heben Prognosen an

Berlin Die deutsche Wirtschaft ist Anfang 2005 so stark gewachsen wie seit vier Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im ersten Quartal um 1,0 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Treibende Kraft war dabei der Export, während die Binnenwirtschaft rückläufig war. Verglichen mit dem gleichen Vorjahreszeitraum blieb die Wirtschaftsleistung allerdings unverändert. Viele Volkswirte korrigierten ihre Wachstumsschätzungen für das gesamte Jahr nach oben.

Im vierten Quartal 2004 war die deutsche Wirtschaft noch um 0,1 Prozent geschrumpft. Experten hatten zwischen Januar und Ende März mit rund 0,5 Prozent nur ein halb so starkes Plus erwartet. Dabei hatten sie auch auf mehrere Konjunktur-Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima verwiesen, die seit Anfang des Jahres enttäuschend ausgefallen waren. Außerdem hatte es Befürchtungen gegeben, der hohe Ölpreis habe die Wirtschaft gebremst.

Zuletzt hatte die deutsche Wirtschaft Anfang 2001 ein so hohes Wachstum in einem Quartal erreicht. Jetzt übertraf die Bundesrepublik sogar die USA, wo das BIP nur um 0,8 Prozent zugelegt hatte. Auch im Vergleich zu den übrigen Ländern der Europäischen Union lag Deutschland an der Spitze, meldete das EU-Statistikamt Eurostat. Großbritannien, sonst beim Wachstum eines der stärksten Länder, kam nur auf 0,6 Prozent Wachstum.

Anders als der Export ging der Import allerdings zurück. Im Inland legten lediglich die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen und sonstige Anlagen zu. Erarbeitet haben das BIP 38,6 Millionen Menschen, das waren 203000 mehr als ein Jahr zuvor. Vom seit Jahren schwachen Konsum kamen offensichtlich weiterhin keine Impulse.

Bundeskanzler Gerhard Schröder hat das starke Wachstum als Zeichen für eine dynamische Entwicklung der Konjunktur gewertet. Die Zahlen gäben „Grund zur Annahme, dass sich die konjunkturelle Dynamik fortsetzt“, sagte er der „Leipziger Volkszeitung“. Der Anstieg bei den Ausrüstungsinvestitionen sei ein Hinweis dafür, „das im weiteren Jahresverlauf auch die Binnennachfrage das Wachstum stützen wird“. Die außerordentlich starke Entwicklung bei den Exporten sei ein Beleg für die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Ronald Pofalla, Vizechef der Unions-Bundestagsfraktion, sprach von einer „schönen Überraschung“. Man müsse aber „ die Kirche im Dorf lassen: Das Mini-Wachstum reicht noch nicht aus, um zu einer Belebung am Arbeitsmarkt zu führen“, sagte er.

Über die Aussichten für den weiteren Jahresverlauf sind die Konjunkturforscher uneins. Während die Hypo-Vereinsbank und die Allianz ihre Wachstumsschätzungen von jeweils 0,8 auf 1,1 und 1,0 Prozent erhöhten, blieben die führenden Forschungsinstitute bei ihrer Einschätzung von 0,7 Prozent. In den kommenden Quartalen werde die Dynamik nicht mehr so stark ausfallen. Einerseits werde die Exportnachfrage nicht mehr so stark sein, andererseits sei vom Inland keine Belebung zu erwarten, hieß es.

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