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Stahlindustrie: Arcelor lehnt erhöhtes Übernahmeangebot ab

Der Übernahmepoker in der Stahlindustrie geht in eine neue Runde: Der luxemburgische Stahlkonzern Arcelor hat auch das nachgebesserte Übernahmeangebot von Mittal Steel offiziell abgelehnt.

Luxemburg - Die Offerte des weltgrößten Stahlherstellers Mittal mit einem Volumen (nach damaligem Aktienkurs) von 25,8 Milliarden Euro bewerte Arcelor nach wie vor als zu niedrig, teilte das Unternehmen am Montag mit. Stattdessen hält der Branchenzweite an der Fusion mit dem russischen Unternehmen SeverStal fest. Der Zusammenschluss mit SeverStal sei «aus strategischen, finanziellen und sozialen Gesichtspunkten» attraktiver, hieß es.

Der indische Stahlmogul Lakshmi Mittal hatte unlängst sein erstes Angebot um 34 Prozent erhöht und den Baranteil auf 7,6 Milliarden Euro angehoben. Den Rest des Kaufpreises will er mit eigenen Aktien begleichen. Die Geschäftsführung von Arcelor werde nun mit Mittal sprechen, in wie weit er zu einer erneuten Nachbesserung bereit sei. Arcelor hat sich in der seit viereinhalb Monaten andauernden Übernahmeschlacht stets gegen eine Fusion mit Mittal gewehrt. Der am 26. Mai angekündigte Zusammenschluss mit SeverStal soll auch dazu dienen, Mittals Übernahmeversuch zu verhindern.

Die Fusion mit SeverStal sei die «attraktivste strategische Alternative», hieß es. Sie schaffe eine «ausgewogene geographische Balance» mit Führungspositionen in Europa, Nordamerika, Brasilien und Russland. Das neue Unternehmen werde der «unbestrittene Führer in allen Produktbereichen» sein. Mit Arcelor/SeverStal entstünde der größte Stahlhersteller der Welt mit einem Umsatz von 46 Milliarden Euro und einer Jahresproduktion von 70 Millionen Tonnen.

Aktionäre haben das letzte Wort

Das letzte Wort haben die Arcelor-Aktionäre, die bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 30. Juni mit mehr als 50 Prozent des Kapitals die geplante Fusion mit SeverStal ablehnen können. Gegen diesen Abstimmungsmodus hatte es heftige Kritik gegeben, weil üblicherweise nur ein Drittel des Kapitals anwesend sind. Aktionäre, die 29 Prozent des Kapitals halten, beantragten eine außerordentliche Hauptversammlung, in die Abstimmungsregeln geändert werden sollen. Ihrer Ansicht nach sollte es möglich sein, mit zwei Drittel des anwesenden Kapitals eine Fusion mit SeverStal zu verhindern.

Dies lehnte Arcelor nun ab. Damit hätte ein kleiner Teil der Aktionäre die Möglichkeit, die Fusion zu stoppen, hieß es. Zudem müssten zwei Versammlungen einberufen werden, was das Verfahren unnötig verzögere. Der Verwaltungsrat rief die Aktionäre zu einer «massenhaften Beteiligung» am 30. Juni auf. Der Konzern werde versuchen, möglichst viele Aktionäre für die Versammlung zu mobilisieren.

Das vorgeschlagene Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 6,5 Milliarden Euro werde erst dann in die Tat umgesetzt, wenn klar sei, welches Ergebnis Mittals Angebot haben wird. Beim Aktienrückkauf werde die Arcelor-Aktie mit 44 Euro bewertet - das entspricht dem Preis, den SeverStal-Eigentümer Alexej Mordaschow im Zusammenhang mit der Arcelor-Fusion zu zahlen bereit ist. Mordaschow soll für die Übertragung seiner SeverStal-Anteile an Arcelor und eine Barzahlung von 1,25 Milliarden Euro 32 Prozent der Arcelor-Aktien bekommen. Über das Aktienrückkaufprogramm wird am 21. Juni entschieden.

Arcelor hat bei der EU-Kommission die Übernahme von SeverStal angemeldet, doch hat auch Mordaschow der Kommission mitgeteilt, er werde bei Arcelor einen «entscheidenden Einfluss» erwerben. Dies wurde von einer Mittal-Sprecherin als klarer Beleg dafür gewertet, dass nicht Arcelor die Kontrolle von SeverStal übernehme, sondern Mordaschow die Kontrolle von Arcelor: «Wir sind überrascht, dass er dies tun darf, ohne den Aktionären ein ordentliches Übernahmeangebot zu unterbreiten, so wie Mittal Streel es getan hat», sagte sie. (tso/dpa)

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