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Der Netzausrüster Nokia Siemens will den Standort München komplett dicht machen.

© dapd

Standort Berlin bleibt: Nokia Siemens streicht fast 3000 Jobs in Deutschland

Seit seit seiner Gründung 2007 kämpft der Telekomausrüster von Siemens und Nokia mit Verlusten und wachsender Konkurrenz. Tausende Mitarbeiter sollen gehen.

München/Berlin – Am Dienstag zur Mittagszeit erreichte die E-Mail die Mitarbeiter des krisengeschüttelten Netzwerkausrüsters Nokia Siemens Networks (NSN). Bis Ende des Jahres müssen 2900 Mitarbeiter in Deutschland gehen, teilte das Gemeinschaftsunternehmen von Siemens und Nokia mit. Das ist ein Drittel der Belegschaft hierzulande. Der größte Standort ist München mit 3600 Beschäftigten. Sie verlieren ihren Job oder müssen umziehen. In Berlin arbeiten derzeit rund 1300 Menschen bei NSN. Der Standort sei von den Stellenstreichungen nicht direkt betroffen, heißt es bei der Berliner IG Metall. „Das beruhigt uns einerseits, andererseits wissen wir nicht, inwieweit NSN den Kahlschlag fortsetzt“, sagte eine Gewerkschaftsvertreterin dem Tagesspiegel. Das Unternehmen werde sich in Berlin auf die Fertigung im Bereich Optik als Kerngeschäft konzentrieren, teilte ein NSN-Sprecher mit. Auch die Verlagerung bestimmter Bereiche nach Berlin sei denkbar. Gleichwohl könnten die Restrukturierungen auch Auswirkungen auf den Standort haben. Ob dies Stellenkürzungen bedeute, werde mit dem Betriebsrat besprochen.

Neben Berlin will NSN in Deutschland lediglich die Standorte Bonn, Bruchsal, Düsseldorf und Ulm erhalten. Die übrigen rund 30 Niederlassungen sollen dichtmachen. Arbeitnehmervertreter wollen das nicht einfach hinnehmen. „Wir werden zusammen mit der IG Metall alles tun, um den Abschied von NSN aus Deutschland zu verhindern“, kündigte Betriebsratschef Georg Nassauer an. „Unser Ziel ist es, durch einen Tarifvertrag zur Zukunftssicherung möglichst viele Arbeitsplätze bei NSN zu erhalten und die Schließung des Standortes München abzuwenden“, sagte Gewerkschaftsfunktionär Michael Leppek. Am Mittwoch wollen die Beschäftigten vor dem Vorstandssitz in München protestieren.

Weltweit streicht der verlustträchtige Telekommunikationsausrüster 17 000 Arbeitsplätze und damit ein Viertel der Jobs, um sich zu sanieren. Im Inland werde sich sein Haus auf Forschung und Entwicklung für mobile Breitbandtechnik und optische Netze konzentrieren, kündigte Deutschlandchef Hermann Rodler an. NSN kämpft seit seiner Gründung 2007 mit Verlusten und wachsender Konkurrenz aus dem Fernen Osten. Erst im vergangenen Jahr pumpten Nokia und Siemens eine Milliarde Euro in die Sorgentochter. Das Jointventure soll bis 2013 laufen. (Tsp/dpa/rtr/dapd)

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