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Starker Euro: "Panik ist unangebracht"

Der starke Euro ist ein Beleg für die prosperierende Wirtschaft in Europa - und damit durchaus von Fundamentaldaten gedeckt.

Das Rekordniveau des Euro erhitzt die Gemüter. Doch in den nächsten Tagen und Wochen werden wir noch häufiger neue Höchststände sehen. Ein Grund zur Sorge ist dies noch nicht. Auch nicht, wenn, womit zu rechnen ist, der Euro in der zweiten Jahreshälfte die 1,40 knackt. Insbesondere im Vergleich zum Dollar scheint – anders als gegenüber den subventionierten Währungen Yen und Yuan – der hohe Preis des Euro durchaus durch Fundamentaldaten gedeckt zu sein.

Die europäische Wirtschaft wächst zurzeit so stark wie seit Jahren nicht mehr. Investoren entdecken den alten Kontinent wieder und engagieren sich verstärkt. Gleichzeitig sind die europäischen Produkte so attraktiv, dass die Exporte weiter steigen. Sowohl die Investitionen in Europa, als auch der Kauf europäischer Waren führt zu einer steigenden Euronachfrage und damit zu einem Preisanstieg der Währung. Dies ist nichts Schlechtes, sondern vielmehr Zeichen einer prosperierenden Wirtschaft.

Ein weiterer Faktor ist indes die Unsicherheit in den USA, da der dortige Immobilienmarkt in einer tiefen Krise steckt, die durch Fehlspekulationen entstanden ist. Dies könnte sich zu einem ernsthaften Problem auch für die europäische Wirtschaft auswachsen, was aber derzeit noch sehr unwahrscheinlich ist.

Daneben gibt es aber noch eine Anzahl von Gründen, die gegen allzu große Besorgnis sprechen. Die Exporte der deutschen Wirtschaft in den europäischen Binnenmarkt werden in Euro abgerechnet und sind ohnehin nicht direkt von der Dollarschwäche betroffen. Dieser Anteil lag im Jahr 2006 bei 62 Prozent, im Zeitraum von Januar bis Mai 2007 sogar bei 66 Prozent. Auch hat der teure Euro einen ausgleichenden Effekt auf die Inflation, denn er mindert die hohen Importpreise wie den des Rohöls.

Die europäischen Unternehmen können diesen teuren Euro aber auch deshalb so gut verkraften, weil sie ihre Hausaufgaben gemacht haben. Sie haben sich durch umfangreiche Restrukturierungen mit einhergehender Senkung der Lohnstückkosten und breitere Streuung der Produktionsstandorte im globalen Wettbewerb gut positioniert.

Vor allem aber findet das Auslandsgeschäft kaum zu tagesaktuellen Währungskursen statt. Selbst bei anhaltend hohem Kursniveau dürfte für die Unternehmen auch im nächsten Jahr der Durchschnittskurs dank verschiedener Kurssicherungsinstrumente zwischen 1,2850 und 1,3250 liegen. Selbstverständlich gibt es aber auch Branchen und Unternehmen, denen der hohe Euro kräftigen Gegenwind beschert. Dies sind vor allem Unternehmen, die überwiegend im Euro-Raum produzieren, deren Kunden aber vor allem im Dollar-Raum beheimatet sind. Auch Firmen, die ihre Auslandsaktivitäten nicht über längerfristige Devisentermingeschäfte abgesichert haben, können Probleme bekommen. Die derzeitig sehr gute Auftragslage hilft aber darüber hinweg; Panik ist unangebracht.

Die wohlfeilen Rufe nach Eingriffen in den Finanzmarkt können nicht die Lösung sein. Vertrauen und auch politische Stabilität sind nur durch Preisstabilität zu gewährleisten. An diesem Kernziel der Europäischen Zentralbank darf nicht gerüttelt werden. Aus der Geschichte der Geldpolitik ergibt sich zwingend die Unabhängigkeit der Zentralbank, denn nur so kann sie Preisstabilität gewährleisten.

Der Autor ist Präsident des Bundesverbands des Groß- und Außenhandels (BGA) und spricht für die deutschen Exporteure. Er ist Inhaber eines Sanitärgroßhandels in Ingolstadt und hat in den 80er Jahren in New York Devisen gehandelt.

Anton Börner

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