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Börsen-Chef Carsten Kengeter, hier im April 2016, wirbt für das neue Segment, das Start-ups und Investoren zusammenbringen soll.

© Doris Spiekermann-Klaas

Start-ups gehen an die Börse: Börsen-Chef Kengeter wirbt für neues Segment

Aus dem Scheitern des Neues Marktes seien "Lehren gezogen" worden, sagt Börsen-Chef Carsten Kengeter. Was er beim neuen Segment besser machen will.

Mit einem Start-up ist es wie mit der Liebe, sagt Yannick Kwik. So lange die Leidenschaft da ist, macht es richtig Spaß, allerdings muss man dafür ziemlich viel Geld investieren und die Wahrscheinlichkeit, dass es am Ende trotzdem daneben geht, ist sehr hoch – wobei die Fehlerquote bei einer Hochzeit am Ende besser sei als bei der Unternehmensgründung: Während 60 Prozent der Ehen scheitern würden, gingen 90 Prozent aller Start-ups Pleite.

Übers Scheitern wird zu wenig geredet

Kwik muss es wissen, er ist selbst Gründer – und zwar von „FUN“, der „Fuck-up-Night“. Junge Unternehmensgründer erzählen bei der Veranstaltungsreihe, die inzwischen in 170 Städten weltweit stattfindet, wie und warum sie mit ihrer Firma gescheitert sind. Darüber werde noch immer zu wenig geredet. „Wie soll man es da besser machen?“, fragt Kwik am Dienstag bei der Hub-Konferenz des Digitalverbands Bitkom in Berlin mit mehr als 2000 Besuchern.

Carsten Kengeter will es besser machen. Der Vorstandschef der Deutschen Börse AG startet im kommenden März ein neues Marktsegment für Start-ups – was Erinnerungen an den so genannten Neuen Markt weckt, der 1997 inmitten des Technologie-Booms geschaffen wurde, damit Start-ups rasch an Eigenkapital kamen. Bis 2000 schossen die Kurse vieler Internet- und IT-Firmen in die Höhe. Nach dem Platzen der „Dotcom-Blase“ stürzten sie dann jedoch ins Bodenlose. Viele Firmen gingen Pleite, Betrugsfälle landeten vor Gericht, weil einzelne Firmen Umsätze frei erfunden und ihre Börsenkurs damit in die Höhe getrieben hatten. 2003 stellte die Deutsche Börse das Segment ein.

Ein „unhappy ending“ nennt Kengeter das Ende des Neuen Marktes

Ein „unhappy ending“, ein unschönes Ende, nennt Kengeter diesen Crash am Dienstag bei der Hub-Konferenz. „Aber wir haben aus unseren Fehlern gelernt“, versichert der Börsenchef. Es habe zwar ein bisschen gedauert, doch nun sei die richtige Formel gefunden worden, um das neue Segment aufzubauen.

Die Firmen, die in das neue Segment aufgenommen werden, müssten einen „ganzen Katalog an Pflichten erfüllen“, sagte Kengeter dem Tagesspiegel. Beispielsweise mindestens 20 Mitarbeiter haben, profitabel wirtschaften und bereits fünf Millionen Euro Kapital aufgenommen haben. Auch würde für sie die Pflicht zur Ad-hoc-Meldung gelten. Ziel sei, den „Kapitalmarktgedanke bei der Bevölkerung zu unterstützen und kleine und mittlere Unternehmen mit optimalen Kapitalquellen auszustatten.“

Im Vergleich zu Ländern wie den USA haben es Start-ups in Deutschland schwer, an Risikokapital zu kommen. Das neue Segment soll deshalb Unternehmen und Investoren zusammenbringen. Potentielle Interessenten dürfte es unter den 400 Start-ups auf der Konferenz einige gegeben haben.

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