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Gründernest: Aus der FU entstehen zahlreiche Firmen.

© p-a/dpa

Steglitz-Zehlendorf: Ein deutsches Oxford im Grünen

Erfolg beginnt in Berlins Südwesten: Die Freie Universität hat in den zurückliegenden Jahren viele Gründer hervorgebracht. Nur halten kann der Bezirk viele der Firmen nicht.

Von Maris Hubschmid

Berlin - Die Freie Universität hat dem Südwesten der Stadt in den vergangenen Jahren zahlreiche Unternehmen beschert. Seit 1998 haben sich 150 wissenschaftlich basierte Firmen in der Umgebung der Hochschule gegründet, davon mehr als zwei Drittel direkt aus den Forschungseinrichtungen heraus, ergab eine Analyse des Regionalmanagements Berlin-Südwest (RMSW) im Auftrag des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Demnach zählt der Stadtteil die meisten wissenschaftsbasierten Unternehmen in Berlin überhaupt. Von den ermittelten 150 konnten sich immerhin 129 bis heute halten. Einige sogar ausgesprochen erfolgreich: 19 weisen eine Bilanzsumme von mehr als einer Million Euro auf, mehr als ein Fünftel der sogenannten Spin-offs beschäftigt mehr als 20 Mitarbeiter.

Ideen und Arbeitsplätze

„Spin-offs agieren an der Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft, sie sind beste Beispiele für erfolgreichen Technologietransfer“, sagt Klaus Grünke, Projektmanager beim RMSW. Gemeinsam haben die gegründeten Firmen mehr als 1000 Arbeitsplätze geschaffen. „Auf der Basis unserer Analyse rechnen wir jährlich mit etwa zwölf Neugründungen im Berliner Südwesten. Bis 2020 würden damit etwa 80 weitere Spin-offs mit 1000 zusätzlichen Arbeitsplätzen entstehen.“ Die Freie Universität unterstützt Gründer seit 2006 im Rahmen der Förderung „Profund“ mit Beratung, Infrastruktur und Geld. Ganz im Sinne von Kaiser Wilhelm, dem seinerzeit eine Art deutsches Oxford in Berlin vorschwebte – eine Wissenschaftsstadt im Grünen. Schwerpunkte der Gründungen sind heute die Branchen Medizin und Biotechnologie (23 Prozent), IT und Software (21 Prozent), Werkstoffe, Material und Optik (neun Prozent).

Der Großteil der Firmen zieht weg

Ernüchternd ist für den Bezirk allerdings diese Rate: 70 Prozent der Firmen, die es noch gibt, haben inzwischen den Standort verlassen, 15 Prozent sogar das Bundesland. „Anfangs sind die Firmen sehr auf die enge Zusammenarbeit mit den Forschungseinrichtungen angewiesen“, sagt Projektleiter Reinhard Baumgarten. Je erfolgreicher, desto selbstständiger würden sie auch. „Manche ziehen dann näher zu den Kunden in die Stadtmitte, andere halten, wenn sie sich vergrößern, vor allem nach günstigen Grundstücken Ausschau.“ Die gebe es in Zehlendorf nun einmal selten. Baumgarten appelliert deshalb: „Wichtig ist, den Unternehmen geeignete, auch räumliche Rahmenbedingungen zu bieten. Wir müssen dringend Flächen zur Verfügung stellen.“ Avisiert sei bereits ein Technologie- und Gründungszentrum auf einem Landesgrundstück an der Fabeckstraße 62. Die Universität hofft nun auf genügend Fördermittel.

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