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Es wird wieder ausgeschüttet. Prognosen zufolge sollten die Dividenden im kommenden Jahr im Schnitt um zwölf Prozent steigen. Foto: ddp

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steigende Dividendenzahlung: Zahltag für Aktionäre

Nach der Krise steigen die Gewinne kräftig, die deutsche Wirtschaft ist in guter Verfassung. Viele Unternehmen haben für das Jahr 2011 eine höhere Dividendenzahlung in Aussicht gestellt.

Kali + Salz tut es, BASF tut es, General Electric, Vodafone und viele andere tun es auch: Zahlreiche Unternehmen haben für 2011 eine höhere Dividendenzahlung in Aussicht gestellt. Nach zwei eher trostlosen Jahren können sich Aktionäre also auf wieder steigende Ausschüttungen freuen.

Kein Wunder: Die jüngsten Bilanzberichte zeugen von einer wieder sehr robusten Verfassung der deutschen Wirtschaft. Reihenweise wurden Prognosen erhöht, Gewinne verdoppelt, Umsätze vervielfacht – in Deutschland, Europa oder in den USA. Bei BASF zum Beispiel verdreifachte sich im ersten Halbjahr der Gewinn nach Steuern – jene Kennziffer der Bilanz also, aus der die Dividenden im Folgejahr an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Der Autokonzern Daimler, der seine Eigner 2010 auf Nulldiät gesetzt hatte, rechnet nach glänzenden Quartalsergebnissen mit einem Gewinn vor Steuern von sechs Milliarden Euro – und will 2011 wieder Dividende zahlen. Ob VW, BMW, die Postbank, die Allianz, ob Time Warner, Alcoa, Thyssen-Krupp oder RWE: Die meisten Unternehmen, sagt Marco Cabral von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), hätten „die Krise schneller und besser gemeistert als erwartet“.

GEWINNE HÖHER ALS ERWARTET

77 Prozent der Firmen im marktbreiten amerikanischen S & P-Index haben 2010 bisher positiv überrascht, in Europa haben nach Berechnungen der Raiffeisen-Zentralbank etwa 60 Prozent der Unternehmen die Gewinn-Prognosen getoppt. Die DSW erwartet deshalb kräftig steigende Dividenden für das Geschäftsjahr 2010, selbst wenn sich die Geschäfte im zweiten Halbjahr leicht eintrüben sollten. 2011 dürften also einen Tag nach den Hauptversammlungen höhere Gewinnbeteiligungen an die Aktionäre überwiesen werden.

Bringt man alle Prognosen und Schätzungen auf einen Nenner, sollten die Dividenden im kommenden Jahr im Schnitt um zwölf Prozent steigen, hat der Informationsdienst Institutional Brokers’ Estimate System (IBES) errechnet. In den USA werden die Aktionäre neun Prozent, in der Euro-Zone 13 Prozent, in Großbritannien 18 Prozent und in den Emerging Markets 21 Prozent mehr kassieren.

Allerdings: Hinter den Aktionären liegt ein Horrorjahr. 2009 sei das schlimmste Dividendenjahr seit Jahrzehnten gewesen, in den USA sogar das schlimmste seit dem Zweiten Weltkrieg, sagt Stuart Rhodes, Manager des M & G Global Dividend Funds. Um satte 88 Milliarden Dollar hatten die 500 größten Firmen der USA 2008 und 2009 ihre Ausschüttungen gekürzt. Im Dax schrumpften die Dividenden um zwölf Prozent, im M-Dax und S-Dax um rund ein Fünftel. Knapp 30 Prozent aller Unternehmen im deutschen Prime Standard zahlten für 2009 eine gekürzte oder gar keine Dividende. Im Dax hatten gar knapp 50 Prozent ihre Zahlungen gekürzt oder, wie Daimler, Infineon, Commerzbank und Lufthansa, gar nichts überwiesen.

ATTRAKTIVE RENDITEN

Thomas Meier, Fondsmanager bei der Sparkassen-Tochter Deka, hält die IBES- Prognosen dennoch für zu ambitioniert. „Die Ausschüttungen werden höher sein als in diesem Jahr, dramatische Steigerungen erwarten wir jedoch nicht“, glaubt Meier, der den neuen Deka-Fonds „Dividenden Strategie“ managt. Im Prinzip seien ja auch schon die aktuellen Dividendenrenditen attraktiv. Sie errechnen sich aus dem aktuellen Kurs einer Aktie und der gezahlten Ausschüttung, steigen also bei sinkenden Kursen. Derzeit liegt die Dividendenrendite bei fast der Hälfte der 30 Dax-Konzerne höher als die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die am Mittwoch noch 2,36 Prozent abwarfen. Dividendenkönige im Dax mit Renditen von 6,8 bis 6,6 Prozent sind RWE, die Telekom und Eon. Im Euro-Stoxx 50 sind sogar 41 der 50 Unternehmen, gemessen an der 2010 ausgeschütteten Dividende, rentabler als deutsche Staatsanleihen, voran France Télécom mit 8,5 Prozent, die spanische Telefónica mit acht und Vivendi mit 7,7 Prozent. Im Schnitt liegt die Dividendenrendite der großen europäischen Konzerne bei satten 4,1 Prozent.

Thomas Meier gibt aber zu bedenken, dass sehr hohe Renditen bisweilen auch das Ergebnis stark gesunkener Kurse und wirtschaftlicher Probleme seien. Der Fondsmanager achtet deshalb auch auf die Nachhaltigkeit der Dividendenzahlungen und auf Substanz. Für seinen Fonds hat er sich für Firmen wie Eni, Royal Dutch Shell, Bouyges, Telefónica oder Coca-Cola entschieden.

NACHHALTIGKEIT ZÄHLT

Auch Meiers Konkurrenten gefallen am besten solide Dividendenwerte mit stabiler Auszahlung, die als Hinweis für eine disziplinierte Firmenführung gilt. Thomas Schüssler, der bei der DWS (Deutsche Bank) den 4,5 Milliarden Euro schweren Fonds DWS Top Dividende steuert, setzt auf Firmen wie France Télécom, British American Tobacco oder Novartis, die 2010 trotz Krise zum 13. Mal in Folge ihre Ausschüttung angehoben haben.

Wie wichtig Dividenden unter dem Strich sind, zeigen zahlreiche Studien: So kommt die „Dividenden-Untersuchung 2010“, erarbeitet von DSW und dem Institut für Portfolio-Strategien, zu dem Schluss, dass 30 Prozent der Erfolges einer Aktienanlage in Dax-Papieren der Dividende zu verdanken sind. Dies zeigt auch der Vergleich des Dax-Performance-Index mit dem Dax-Kursindex, der die gezahlten Dividenden nicht automatisch mitrechnet (siehe Grafik). Während Ersterer in den letzten 20 Jahren um 271 Prozent stieg, lag der Zuwachs beim Kursindex (ohne Dividenden) nur bei 134 Prozent. DWS-Fondsmanager Schüssler glaubt, dass sogar 40 bis 50 Prozent der langfristigen Rendite auf das Konto der Dividenden gehen. Anlegerschützer Cabras von der DSW weist zudem darauf hin, dass Dividenden oft auch als Puffer für Kursverluste wirkten. Nicht zu vergessen: Auch der Staat profitiert von steigenden Dividenden. Er schöpft jenseits der Freibeträge 25 Prozent der Dividenden als Abgeltungsteuer ab.

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