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Stellenabbau: Electrolux schließt AEG-Werk Nürnberg

Der Electrolux-Konzern schließt das AEG-Hausgerätewerk in Nürnberg zum Jahresende 2007. Dies beschloss der Aufsichtsrat des schwedischen Konzerns nach monatelangen Verhandlungen mit den Arbeitnehmern.

Nürnberg - Zur Begründung für das Aus nannte Electrolux den rasanten Preisverfall bei Hausgeräten und die hohen Produktionskosten in Nürnberg. Die IG Metall kündigte harten Widerstand an. Sie forderte einen Sozialtarifvertrag und drohte mit Streiks.

«Mit Blick auf das Gesamtunternehmen gibt es keine Alternative», sagte Electrolux-Konzernvorstand Johan Bygge, verantwortlich für das Hausgerätegeschäft in Europa und Asien. Die Produktionskosten in Nürnberg seien nicht mehr wettbewerbsfähig. «Electrolux macht mit jeder Waschmaschine aus Nürnberg, die in Deutschland verkauft wird, 60 Euro Verlust, bei jedem Geschirrspüler sind es 45 Euro», erklärte Bygge. Im Nürnberger Werk werden in diesem Jahr rund 1,4 Millionen Waschmaschinen, Geschirrspüler und Trockner hergestellt.

Die Produktion solle schrittweise nach Italien und Polen verlagert werden. Der Konzern bezifferte die Schließungskosten auf rund 245 Millionen Euro. Das Management werde in den nächsten Tagen Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan aufnehmen. Der Arbeitsplatzabbau soll in mehreren Schritten bis Ende 2007 vollzogen werden.

Gewerkschaft will Sozialtarifvertrag

Die IG Metall will mit Streiks einen Sozialtarifvertrag durchsetzen. «Wir werden Electrolux in den nächsten Monaten ordentlich verprügeln», rief der zweite Bevollmächtigte der Nürnberger IG Metall Jürgen Wechsler auf einer Kundgebung vor den Werkstoren. «Was hier gemacht wird, ist Menschen verachtend.» Von dem Beschluss seien mehrere 1000 Menschen in der Region betroffen. Die Nachricht von der Entscheidung des Aufsichtsrats war der Belegschaft von Electrolux-Manager Horst Winkler auf einer Betriebsversammlung überbracht worden. Seine Ausführungen wurden mit einem heftigen Pfeifkonzert quittiert. Die Belegschaft hatte für den Erhalt des Werks weitere millionenschwere Zugeständnisse angeboten.

«Wir werden nicht kampflos 1750 Arbeitsplätze platt machen lassen», sagte IG Metall-Vize Berthold Huber in Frankfurt. Einen Beschluss über einen möglichen Käuferstreik gegen den Hausgeräte- Hersteller gebe es noch nicht. «Wir werden uns auf jeden Fall vorbereiten.» Politiker in der Region reagierten enttäuscht. Das AEG- Werk ist eine der letzten großen industriellen Produktionsstätten in Nürnberg.

Dagegen sagte Electrolux-Manager Bygge, der «Weiße-Ware-Branche» stünden Umwälzungen ins Haus wie der Unterhaltungselektronik in den 80er Jahren. Viele Unternehmen hätten den Wandel verschlafen und nicht überlebt. «Wir müssen sicherstellen, dass Electrolux in diesem turbulenten Wettbewerb nicht dasselbe Schicksal erleidet.» Bygge räumte auf einer Pressekonferenz in Nürnberg ein, dass der «Fall Nürnberg» ein schlechtes Licht auf Electrolux werfen könne, zeigte sich aber überzeugt, dass die Marke aber keinen Schaden nehmen werde. «Manchmal muss man harte Entscheidungen treffen, um erfolgreich zu sein.»

Das AEG-Werk im fränkischen Rothenburg ob der Tauber ist vom Schließungsbeschluss nicht betroffen. Die Produktion von Einbauherden sowie das zentraleuropäische Ersatzteillager mit rund 1300 Mitarbeitern blieben erhalten. Die Schließung des 1922 gegründeten Nürnberger Werks habe auch keinen Einfluss auf die Markenpolitik des Unternehmens. Electrolux hatte die AEG Hausgeräte GmbH 1994 übernommen und seither die Marke AEG international verwertet. Der Konzern kündigte am Montag ferner an, die Schließung des schwedischen Werks Torsvik mit 190 Beschäftigten zu prüfen. (tso/dpa)

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