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Wirtschaft: Stellenabbau kostet einige Milliarden Mark

Der geplante Stellenabbau, mit dem die deutschen Industrie auf die sich verschärfende Konjunkturschwäche reagiert, bringt nach Ansicht von Experten keine rasche finanzielle Entlastung. Abfindungszahlungen und Anwaltskosten würden die Firmen statt dessen in diesem Jahr zunächst mit zusätzlichen Kosten belasten.

Der geplante Stellenabbau, mit dem die deutschen Industrie auf die sich verschärfende Konjunkturschwäche reagiert, bringt nach Ansicht von Experten keine rasche finanzielle Entlastung. Abfindungszahlungen und Anwaltskosten würden die Firmen statt dessen in diesem Jahr zunächst mit zusätzlichen Kosten belasten. So wird der von den führenden 30 deutschen Industrieunternehmen bisher angekündigte Stellenabbau nach Schätzungen von Unternehmensberatern mehrere Milliarden Mark kosten. Insgesamt wollen die im Dax notierten Unternehmen bisher 80 000 Stellen streichen. Der Jobabbau wird sich nach Ansicht von Experten bei den meisten Unternehmen voraussichtlich erst nach rund einem halben Jahr positiv auf das Ergebnis auswirken. Doch dann sorgt der Sparkurs beim Personal für eine deutliche Reduzierung der Fixkosten.

Geschockt von sinkenden Umsätzen und Erträgen sowie Rezessionsängsten spart schon fast jedes zweite der im Dax-30 notierten deutschen Großunternehmen massiv beim Personal. Allerdings ist Jobabbau nicht mit Kündigung gleichzusetzen. Vielmehr setzen die Unternehmen auf ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um ihre Personaldecke zu kürzen. Neben Abfindungen gibt es Programme für Vorruhestand und Altersteilzeit sowie die natürliche Fluktuation. Für Abfindungen fallen je nach der Länge der Betriebszugehörigkeit durchschnittliche Kosten zwischen 20 000 und 50 000 Mark an, rechnet die Unternehmensberatung Deloitte Consulting vor. Als Faustformel gilt dabei ein halbes bis ein ganzes Monatsgehalt pro Jahr der Unternehmenszugehörigkeit.

Vor allem die Technologiekonzerne, die lange als Garanten des Wachstums galten, erweisen sich jetzt als Jobkiller. So streicht die "Siemens-Familie", also der Mutterkonzern, der Chiphersteller Infineon und der Bauelemente-Produzent Epcos, mehr als 24 000 Jobs weltweit. Zugleich speckt das Geldgewerbe seine Belegschaften ab. Bisher wollen die deutschen Großbanken knapp 30 000 Stellen abbauen.

Die Katastrophe in den Vereinigten Staaten bietet den Firmen eine außergewöhnliche Gelegenheit: Sie können die Anschläge als Vorwand nehmen, um weitere harte Schnitte zu rechtfertigen. "Wäre ich Personalvorstand, würde ich alle schlechten Nachrichten in diesem Quartal zusammentragen", sagt ein Berater hinter vorgehaltener Hand. Die tiefen Einschnitte könnten sich nach Einschätzung von Experten allerdings noch einmal rächen. Denn mit dem Verlust vieler Mitarbeitern wächst die Gefahr, dass den Unternehmen strategisches Wissen verloren geht. "Was bei den großen Industriekonzernen zurzeit passiert", meinte ein Unternehmensberater, "sind teilweise Überreaktionen, die manchem Unternehmen Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten rauben könnten."

hz

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