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Wirtschaft: Steuerjäger melden Fahndungserfolge bei den Banken

DÜSSELDORF .Jetzt geht es plötzlich Schlag auf Schlag.

DÜSSELDORF .Jetzt geht es plötzlich Schlag auf Schlag.Jürgen Sarrazin, Ex-Vorstandschef der Dresdner Bank, akzeptiert einen Strafbefehl über 1,5 Mill.DM wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung; das Geldinstitut berappt weitere 37 Mill.DM.Tags zuvor trifft der Bannstrahl der Steuerfahnder die DG Bank, das Zentralinstitut aller Volks- und Raiffeisenbanken, sowie die WGZ-Bank.Ihre Geldinstitute haben offenkundig vielen ihrer Kunden systematisch dabei geholfen, anonym Geld in Steueroasen wie Luxemburg und Lichtenstein zu überweisen.So sollte es nach Einführung der Zinsabschlagsteuer am Fiskus vorbeigeschleust werden.

Die jüngsten Erfolge der Ermittler zeugen von einem beachtlichen Schlußspurt: Kurz vor dem Auslaufen der ersten Verjährungsfristen weist die gigantische Ermittlungsmaschinerie ansehnliche Ergebnisse vor.Die vielgescholtenen Behörden haben bereits eine zehnstellige Summe in die Staatskassen gespült.Den Geldsegen haben nicht nur die bereits abgeschlossenen Verfahren gegen aufgespürte Abgabensünder bewirkt.Zudem haben reuige Steuerbürger per Selbstanzeige stattliche Beträge nachgezahlt.Und jetzt, im Jahr sechs nach Einführung der ungeliebten Zinsabschlagsteuer, können die Steuerjäger aus Justizbehörden und Finanzämtern, die vielerorts personell aufgestockt worden sind, eine ganz neue Qualität ihrer kriminalistischen Ergebnisse vorweisen.Nicht mehr nur "kleine Fische", die jenseits der Landesgrenzen ihre privaten Ersparnisse verstecken wollten, haben die Staatsanwälte nun an der Angel.Erstmals sind es hochkarätige Manager des Kreditgewerbes - sogar des Branchendritten Dresdner Bank -, die belangt werden.

Ausgeräumt ist damit die "Einzeltätertheorie", derzufolge allenfalls ein paar übereifrige Anlageberater ihren Kunden beim Beiseiteschaffen von Vermögenswerten geholfen hätten.Statt dessen mußten in dieser Woche ehemalige Vorstandschefs Ablaßzahlungen in schwindelerregender Höhe akzeptieren, weil die Justiz sie für überführt hält, systematisch für die Verschleierung illegaler Geldtransfers gesorgt zu haben.

Bei der Dresdner Bank spricht man von einer "Verständigungslösung" und tut die strafrechtlichen Vorwürfe weiterhin als "unzutreffend" ab.Angesichts der Tatsache, daß Sarrazin eine einjährige Bewährungsstrafe auf sich genommen hat, kann dies nur als Ablenkungsmanöver gewertet werden.Im übrigen ist die Bank noch nicht aus dem Schneider.Die Ermittlungen anderer Staatsanwaltschaften - etwa in Frankfurt - gegen Mitarbeiter laufen weiter.Wer darauf spekuliert, daß seine verborgenen Schätze nicht aufgedeckt werden, sollte eins beachten: Die Bankmanager gelten juristisch nur als Gehilfen.Durch ihre rechtskräftige Bestrafung aber stehen sie nun der Justiz als Beweisträger zur Verfügung und müssen als Zeugen gegen die eigentlichen Täter aussagen - die Steuerunehrlichen unter ihren Kunden.

JOACHIM JAHN (HB)

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