zum Hauptinhalt

Steuern und Abgaben: Deutsche Firmen zahlen mehr

Hohe Steuern, Lohnnebenkosten und Bürokratie gelten unter Ökonomen als Wachstumshemmnis. Laut einer Studie sind diese Kosten für deutsche Mittelständler höher als in anderen Ländern. Das ändert sich aber gerade.

Von Carla Neuhaus

Die deutschen Mittelständler müssen weitaus mehr Steuern, Abgaben und Lohnnebenkosten zahlen als Firmen in anderen Ländern. Das zeigt eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC), der Weltbank und der International Finance Corporation (IFC).

Demnach lag die Steuerbelastung deutscher Unternehmen 2011 bei 46,8 Prozent des Gewinns und damit über dem europäischen Durchschnitt. Vor allem mit Ländern wie den Niederlanden oder Großbritannien, wo die Belastung nur 40,1 beziehungsweise 36,6 Prozent betrug, kann Deutschland laut PWC nicht mithalten.

Hauptgrund für das Abschneiden Deutschlands seien die hohen Lohnnebenkosten, sagt Tobias Taetzner, Partner bei PWC und Experte für Unternehmenssteuern. 2011 seien sowohl die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung als auch zur Krankenversicherung angestiegen. „Die Reduzierung der Lohnnebenkosten und deren Verwaltungskosten bleiben die größte Herausforderung auf dem Weg zu einem attraktiveren deutschen Steuerrecht“, sagt Taetzner.

Gleichzeitig würden aber auch die Ertragssteuern, vor allem die Gewerbesteuer und die Körperschaftssteuer, im weltweiten Vergleich sehr hoch ausfallen. Dabei machten sie insgesamt nur etwa zehn Prozent des gesamten Steueraufkommens Deutschlands aus. „Eine leichte Reduzierung würde den Staat nicht viel kosten“, argumentiert Taetzner. „Es würde aber die Wettbewerbsfähigkeit der Mittelständler verbessern und Deutschland für Investoren attraktiver machen.“

Noch belegt die Bundesrepublik im PWC-Ranking unter den 185 untersuchten Staaten Platz 72, konnte gegenüber der vorherigen Untersuchung aber immerhin 14 Plätze gut machen. Positiv bewertet haben die Wirtschaftsprüfer zum Beispiel, dass der bürokratische Aufwand abgenommen hat. Sie zeigen das beispielhaft an einem fiktiven Unternehmen mit Sitz in Berlin, das 60 Mitarbeiter hat und mit der Produktion von Blumentöpfen 30 Millionen Euro Jahresumsatz macht. Während es noch 2010 laut Studie 221 Stunden für die Steuern aufwenden musste, waren es ein Jahr später nur noch 207 Stunden. Das liege vor allem am Wegfall des Elena-Verfahrens, also der elektronischen Übertragung der Lohn- und Beschäftigtendaten. Gerade für Mittelständler habe diese monatliche Meldung der Mitarbeiterdaten einen hohen bürokratischen Aufwand bedeutet.

Während in Deutschland die Steuerbelastung für Mittelständler leicht um 0,1 Prozentpunkte zulegte, ist sie weltweit gesunken. So lag die Gesamtsteuerlast 2011 im Schnitt bei 44,7 Prozent und damit 0,3 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres. Gleichzeitig habe allerdings weltweit die Bereitschaft der Staaten abgenommen, Reformen durchzuführen, zeigt die Studie. Während 2010 noch 35 Staaten ihr Steuersystem überarbeitet und vereinfacht haben, waren es im vergangenen Jahr nur noch 31. „Viele Regierungen sehen sich derzeit in einem Zwiespalt“, sagt Taetzner. „Einerseits müssen sie ihre Steuereinnahmen erhöhen, anderseits brauchen sie ein investitions- und wachstumsförderndes Steuersystem.“

Dabei kann es sich nach Auffassung der Wirtschaftprüfer lohnen, die Steuerbelastung für die Unternehmen zu reduzieren. So hat PWC in der weltweiten Untersuchung einen Zusammenhang zwischen dem Wirtschaftswachstum und der Höhe der Steuerbelastung sowie des Bürokratieaufwands festgestellt. „Staaten, die ihren Unternehmen mehr Steuern abverlangen und das System komplizierter gestalten, verzeichnen durchweg niedrigere Wachstumsraten als Staaten mit geringer Steuer- und Abgabelast und weniger Bürokratie“, schreiben die Wirtschaftsprüfer.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false