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Gestenreich. Steve Ballmer redet in der Humboldt-Box.

© dpa

Steve Ballmer in Berlin: Fenster zum Wörtersee

Inspiration entstehe aus dem Erforschen von Dingen, philosophiert Microsoft-Chef Ballmer. In Berlin stellt er seine Vision von der Zukunft des Lernens vor - und macht ein bisschen Werbung. Ein Ortstermin.

Der Raum ist gut gewählt. Schließlich steht der Name Humboldt für Neugier, Forschergeist, Lernhunger. Und optisch vermag der abgedunkelte Saal mit improvisierter Bühne Erinnerungen an die Aula in der Schule zu wecken. Auf der Bühne steht ein Mann – zweite Hälfte 50, nicht klein, aber bullig. „The Schlaomoise- Event“ nennt er das, weshalb er dort vorn steht. Steve Ballmer heißt der Mann, der die Silben des deutschen Wortes „Schlaumäuse“ zieht wie Kaugummi. Mit der Lernsoftware, die der Chef des US-Softwareherstellers an diesem Donnerstagnachmittag in der Berliner Humboldt-Box am Schloßplatz vorstellt, sollen Kinder beim Sprachenlernen gefördert werden. Bunte Bilder, interaktive Übungen, eine virtuelle Landschaft mit Gutenberg, Humboldthain und Wörtersee.

Doch Kinder sind erstmal nicht unter den knapp 200 Zuhörern, denen Ballmer seine Vision von der Zukunft des Lernens näher bringen will. Das ist vielleicht auch ganz gut so, denn allzu wahrscheinlich wären sie erschrocken zusammengezuckt, als der Amerikaner die Stimme erhebt. Laut, fast polternd, ergreift er das Wort, als müsse er gegen die dröhnenden Maschinen auf der benachbarten Schlossbaustelle anreden. Von denen ist allerdings nichts zu hören.

Computer, sagt er, können beim Lernen helfen, in einer immer komplexer werdenden Welt. Und sie könnten Kindern helfen, sich in der globalisierten Welt zurechtzufinden, indem sie sich mit anderen vernetzten. Er erzählt von seinem ältesten Sohn. „Vor einigen Jahren spielte er Schach auf dem Computer. Ich kam dazu und fragte ihn, mit wem er denn da spielt. Er antwortete, er spiele mit einem anderen Jungen aus Italien – das liegt nicht gerade in direkter Nachbarschaft zu Seattle, wo wir leben.“

Inspiration entstehe aus dem Erforschen von Dingen, philosophiert der Manager. Ein Junge aus Alabama beispielsweise sei inzwischen Latein-Experte, weil er die tote Sprache aus dem alten Europa über E-Learning entdeckt habe. „Es gab keinen Latein-Lehrer in seiner Stadt, im Umkreis von 100 Meilen keinen anderen Schüler. Er hat sich alles selbst beigebracht.“ Am Ende habe er an einer der besten Unis der USA studiert.

Dann endet Ballmers Philosophie-Stunde abrupt: Mit Windows 8, dem neuen Betriebssystem ließen sich Smart- phones, PCs, Tablets perfekt miteinander vernetzen, sagt er. So lege Microsoft die Basis auch für die Zukunft des Lernens. Kinder in bunten „Schlaumäuse“-Shirts werden zum Foto auf die Bühne geführt. Ballmer lächelt mit ihnen um die Wette. Dann muss er schnell weiter – noch viele Geschäftstermine. Den größten Eindruck hinterlässt man immer noch persönlich und nicht auf einem Tablet-Bildschirm.

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