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Zumindest optisch ist vegetarische Wurst kaum von Produkten mit Fleisch zu unterscheiden. Doch Tester finden Geschmack und Qualität noch verbesserungswürdig.

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Stiftung Warentest: Veggie-Würste schneiden schlecht ab

Immer mehr Menschen essen Veggie-Würste- und -Schnitzel. Doch Qualität und Geschmack sind verbesserungswürdig, zeigt ein Lebensmittel-Test. Ausgerechnet das leckerste Produkt ist bedenklich.

Berlin - Sie sehen aus wie Würstchen, riechen wie Würstchen und schmecken wie Würstchen – und doch enthalten sie kein Gramm Schweinefleisch, sondern sind komplett vegetarisch: Fleischlose Bratwürste, aber auch vegetarische Frikadellen und Schnitzel landen immer häufiger auf deutschen Tellern. Doch die Qualität der Produkte ist nur durchwachsen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Stiftung Warentest zeigt. Ein Schnitzel erhielt sogar einen besonders hohen Anteil an Mineralöl.

Insgesamt 20 der meistverkauften Fleischersatzprodukte haben die Tester unter die Lupe genommen, viele der vegetarischen Alternativen werden von bekannten Fleischverarbeitern wie Rügenwalder Mühle, Meica und Wiesenhof hergestellt, die den großen Trend nicht verpassen wollen: Zwar haben die Deutschen im vergangenen Jahr im Schnitt 60 Kilogramm Fleisch pro Kopf gegessen, doch die Nachfrage nach Fleischersatzprodukten wächst rasant. Der Umsatz mit den Fleischalternativen stieg 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 31,5 Prozent auf mehr als 310 Millionen Euro.

Mit Blick auf die Zucht- und Schlachtbedingungen entscheiden sich die Käufer vor allem aus „moralisch-ethischen Gründen“ für die Ersatzprodukte, zeigt eine „Test“-Umfrage unter 3600 Verbrauchern. Ein Drittel gibt an, sich gesund ernähren zu wollen, ebenso viele Kunden wollen Neues ausprobieren – zu wagemutig sind sie dabei nicht. Der Fleischersatz soll möglichst fleischähnlich sein, wünscht sich ein Drittel der Befragten.

Hohe Mengen an kritischen Mineralölbestandteilen

Doch sowohl geschmacklich als auch von den Inhaltsstoffen her sehen die Tester bei vielen Produkten noch Verbesserungsbedarf. In sechs der 20 Fleischersatzprodukten fanden die Tester hohe Mengen an kritischen Mineralölbestandteilen. 15 Produkte enthielten Soja, für das in Brasilien Regenwald gerodet wird. Und neun Fleischersatz-Produkte sorgten bei den Testessern nur für ein „befriedigendes“ oder „ausreichendes“ Geschmackserlebnis.

Ausgerechnet in dem vegetarischen Schnitzel von Rügenwalder Mühle, das den Testern am besten schmeckte, fanden sie eine der höchsten Belastungen mit Mineralölbestandteilen, die sie je in Lebensmitteln gemessen hatten, sagte „Test“-Vize-Chefredakteur Werner Hinzpeter. Die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa stuft diese sogenannten Mosh-Verbindungen als „potenziell besorgniserregend“ ein. Sie können sich langfristig im Körper, vor allem in Leber, Milz und Lymphknoten, anreichern. Rügenwalder Mühle verwies jedoch darauf, dass das verwendete Paraffin "unschädlich und ungefährlich" sei. Dennoch sei der Rohstoff nach dem Test "unverzüglich ausgetauscht" worden. Die Tester hatten den Herstellern empfohlen, auf Pflanzenöle statt Mineralöle zu setzen.

"Trocken und leicht gummiartig“

Testsieger bei den Veggie-Schnitzeln wurde mit einem „sehr gut“ das Schnitzel von Valess, am wenigsten überzeugen konnte das Seitan-Schnitzel von Wheaty, das den Testern zu „trocken und leicht gummiartig“ schmeckte. Im Test der vegetarischen Frikadellen belegte die Rügenwalder Mühle mit einem „gut“ den ersten Platz, auch die Buletten von Heirler und Aldi Süd schnitten mit „gut“ ab. Bei den fleischlosen Bratwürsten siegte im Test ebenfalls Valess mit der vegetarischen Wurst, die „Veggie-Griller“ von Meica bekamen ein „gut“, nur mit „ausreichend“ schnitten die Würste von Alnatura, Alberts und Netto ab – bis zur nächsten Grillsaison bleibt den Herstellern jetzt ja noch ein Weilchen, um die Rezepte zu verbessern.

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