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Wirtschaft: Stimmung in den Firmen bleibt mau

Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt zum dritten Mal in Folge – trotzdem erwarten Volkswirte keine Rezession

München - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im April zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Das Ifo-Institut rechnet deshalb in den kommenden Monaten mit einer schleppenden Konjunktur. Als Signal einer herannahenden Rezession wollen Volkswirte den dreimaligen Rückgang aber nicht werten.

Der Geschäftsklimaindex sei im April von 94 auf 93,3 Punkte gesunken, teilte das Ifo-Institut am Montag in München mit. Ihre aktuelle Lage hätten die befragten Unternehmen zwar nur wenig verändert beurteilt. Die Geschäftsaussichten für die nächsten sechs Monate sähen sie jedoch pessimistischer als im März. „Dies deutet darauf hin, dass die konjunkturelle Dynamik auch in den nächsten Monaten schwach sein wird“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Drei Rückgänge des Geschäftsklima-Index in Folge deuten nach einer Faustregel auf eine Trendwende bei der Konjunktur hin. Seit Januar ist das Barometer insgesamt um 3,1 Punkte gefallen.

Dennoch sehen Volkswirte derzeit keine Gefahr einer Rezession in Deutschland. „Ich bin optimistisch, dass es keine Rezession geben wird“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Hans-Günter Russ dem Tagesspiegel. Dafür spreche, dass die Exporterwartungen der Industrie nach wie vor gut seien. Es deute sich außerdem an, dass im Bauhauptgewerbe die Talsohle durchschritten sei. Bei den Umsätzen im Einzelhandel, die in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich zurückgegangen seien, sieht Russ eine „gewisse Bodenbildung erreicht“. Die Verbraucher seien aber nach wie vor verunsichert, so dass man noch nicht mit einem Aufschwung rechnen könne.

Auch die Commerzbank-Volkswirte Ralph Solveen und Matthias Rubisch halten es für „eher unwahrscheinlich, dass dies der Beginn eines Abschwungs ist“. Sie begründeten ihre Annahme mit weiterhin günstigen Rahmenbedingungen wie globalem Wachstum und niedrigen Zinsen. Während die Hypo-Vereinsbank mit einem moderaten Wachstum in der zweiten Jahreshälfte rechnet (siehe Interview), glaubt die Deutsche Bank, dass sich Deutschland beim Wachstum „weiter an der Nulllinie entlanghangeln“ wird.

Im April trübte sich das Geschäftsklima vor allem im verarbeitenden Gewerbe und im Großhandel ein. In beiden Bereichen wurden sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftsaussichten schwächer als im Vormonat beurteilt. Nur geringfügig zurückgenommen haben die Unternehmen ihre weiterhin optimistischen Erwartungen an das Exportgeschäft. Freundlicher entwickelte sich das Geschäftsklima im Einzelhandel und im Bauhauptgewerbe. Die aktuelle Lage und die Geschäftsaussichten wurden hier weniger ungünstig als im März gesehen.

Am Dienstag legen die sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute ihr Frühjahrsgutachten vor. Es wird erwartet, dass sie ihre Prognose für das laufende Jahr herabsetzen.

Nicole Huss

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