zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Stralsund treibt Verkauf seiner Sparkasse voran

Bieterverfahren beginnt/Ost-Institute leiden unter Abwanderung

Frankfurt (Main) (pk/HB). Das informelle Bieterverfahren für die Sparkasse der Hansestadt Stralsund soll schon in der kommenden Woche im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung beginnen. Die Berater von Oberbürgermeister Harald Lastovka – der sich einen Verkaufserlös von bis zu 50 Millionen Euro verspricht – berichten von „konkreten Anfragen aus dem In und Ausland.“ Bisher hatten nur die Commerzbank und die schwedische SEB öffentlich ihr Interesse an der Sparkasse signalisiert. „Auch andere Banken haben konkrete Prüfungen des Erwerbs eingeleitet“, hieß es ergänzend. „Entscheidungsreife Szenarien“ seien schon im März denkbar, sagte ein Berater der Stadt.

Lastovka kündigte am Mittwoch an, alle aufzufordern, ein Gebot abzugeben. Ab der kommenden Woche sollen die Interessenten ein Informations-Memo über die Sparkasse erhalten. Einen Strich durch die Rechnung könnte aber in den kommenden Tagen das Verwaltungsgericht in Greifswald machen. Die Richter dort müssen über einen Eilantrag der PDS entscheiden, die ein Bürgerbegehren gegen die Veräußerung beabsichtigt. „Wenn die Entscheidung zu unseren Lasten ausgeht, dann wäre der Verkaufsprozess vorerst gestoppt“, hieß es bei der Anwaltskanzlei Hengeler Mueller, die als Rechtsberater der Stadt tätig ist. Unabhängig davon will das Land Mecklenburg-Vorpommern über eine Gesetzesänderung erreichen, dass Zwangsfusionen Vorrang erhalten vor einem Verkauf. An diesem Donnerstag findet dazu eine Anhörung im Schweriner Landtag statt. „Wir sind froh, dass es die Anhörung gibt, denn es bestanden Ängste, dass die Gesetzesänderung einfach durchgewunken wird“, sagte ein Sprecher der Stadt.

Die schwache Konjunktur und der Bevölkerungsrückgang in den neuen Bundesländern haben im vergangenen Jahr deutliche Spuren in den Bilanzen der dortigen Sparkassen hinterlassen. So wuchs der Kreditbestand nur um 1,4 Prozent auf 37,1 Milliarden Euro, die Einlagen verharrten bei knapp 76 Milliarden Euro, teilte der Präsident des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes (OSGV), Rainer Voigt, am Mittwoch in Berlin mit. Allerdings konnten die noch insgesamt 68 Institute laut Voigt ihre Rentabilität steigern, die Kosten-Ertrags-Relation habe man auf 63,6 Prozent von 64,4 Prozent im Vorjahr verbessert. Nicht ohne Häme zeigte Voigt auf die Deutsche Bank, die vor knapp zwei Wochen „stolz auf eine Cost-Income-Ratio von 79 Prozent verwiesen hatte“.

Generell ging der Sparkassenpräsident mit den privaten Banken hart ins Gericht, ihre „nicht konstruktive Kritik am dreigliedrigen Bankensystem“ schade der gesamten Branche. Mit dem Erwerb der Sparkasse Stralsund durch einen privaten Wettbewerber solle ein Exempel statuiert werden, so Voigt.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false