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Strato: Telekom kauft Berliner Internetfirma

Der Telekom-Konzern zahlt 275 Millionen Euro für den Dienstleister Strato. Verkäufer Freenet plant eine Dividende für die Aktionäre.

Berlin - Der Bieterwettbewerb um Strato ist entschieden. Die Deutsche Telekom übernimmt den Berliner Internetdienstleister komplett für 275 Millionen Euro. Damit erlöst der Verkäufer, der Mobilfunkanbieter Freenet, etwas weniger als die ursprünglich angestrebten mindestens 300 Millionen Euro. Mit der Übernahme steigt die Telekom im Geschäft mit dem Betrieb von Internetseiten (Webhosting) zur Nummer zwei in Deutschland auf. Größter Webhoster in Europa ist United Internet. Auch der Internetkonzern hatte sich für den Kauf von Strato interessiert und geht nun leer aus.

Strato wurde 1997 gegründet. Im Jahr 2004 hatte Freenet das Unternehmen von der Berliner Teles AG für 132 Millionen Euro gekauft. Strato betreibt zwei Hochleistungsrechenzentren in Berlin und Karlsruhe und bietet verschiedene Dienstleistungen wie Webhosting, Werkzeuge zum Gestalten von Internetauftritten, Lösungen für Onlineshops und Software zur Miete an. Zwei Drittel der rund 1,4 Millionen Kunden sind Privatleute, ein Drittel kleine und mittelständische Firmen. Mit seinen inzwischen rund 500 Beschäftigten, die ganz überwiegend in Berlin arbeiten, setzte Strato im vergangenen Jahr 87,7 Millionen Euro um. Dabei arbeitet das Unternehmen hoch profitabel. In den ersten neun Monaten 2009 erzielte Strato 65,7 Millionen Euro Umsatz und nach Abschreibungen, Zinsen und Steuern ein Ergebnis von 16,8 Millionen Euro.

„Mit diesem Schritt stärken wir unsere Position im sehr interessanten Wachstumsmarkt für Hosting-Lösungen“, kommentierte Niek Jan van Damme, im Vorstand der Deutschen Telekom verantwortlich für das deutsche Festnetz- und Mobilfunkgeschäft, die Übernahme. „Strato ergänzt unsere Aktivitäten im Hosting-Bereich ideal.“ Das Unternehmen werde vom ersten Tag der Konsolidierung an positive Beiträge für den Konzernüberschuss liefern, sagte van Damme. Ein Strato-Sprecher erklärte, das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren erfolgreich gearbeitet, das werde man bei der Telekom fortsetzen. „In der Zusammenarbeit bieten sich viele Chancen.“

Die Berliner können darauf hoffen, bei der Telekom nicht gänzlich unterzugehen, weil Strato eine Ergänzung zu den bestehenden Aktivitäten der Telekom darstellt. Bisher betreut die Telekom mit T-Systems vor allem Großkunden.

Freenet will mit dem Verkaufserlös seine Schulden aus der Übernahme des Rivalen Debitel weiter verringern, um wieder eine Dividende ausschütten zu können. „Die Dividendenfähigkeit rückt mit Riesenschritten näher“, sagte Freenet-Chef Christoph Vilanek der Nachrichtenagentur Reuters. Es sei jedoch noch zu früh zu sagen, ob bereits für 2009 eine Dividende gezahlt werden könne.

Durch den Verkauf von Strato sowie eine ausstehende Zahlung von United Internet über 100 Millionen Euro aus dem Kauf des DSL-Geschäfts sinke die Verschuldung auf unter 800 Millionen Euro. „Damit sind wir ein gesundes Unternehmen“, sagte Vilanek. Ende 2008 hatte Freenet noch mit 1,4 Milliarden Euro in der Kreide gestanden. Zuletzt hatten die Aktionäre für 2006 eine Dividende erhalten. Freenet will sich künftig auf Mobilfunk und mobiles Internet konzentrieren. In diese Strategie passte Strato nicht hinein. „Mit der Auswahl der Deutschen Telekom AG meinen wir, einen im besten Interesse der Kunden, der Mitarbeiter und des Unternehmens idealen Partner gefunden zu haben“, sagte Vilanek.

United Internet lehnte einen Kommentar zum Strato-Verkauf an die Telekom ab. Bei einer Übernahme von Strato hätte United Internet wohl mit Problemen von Seiten des Kartellamt rechnen müssen. Zudem ist United Internet stärker an einer Expansion im Ausland interessiert.

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