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Wirtschaft: Streik bei General Motors tritt in die kritische Phase

NEW NORK .Der mehr als einwöchige Arbeitskampf beim weltgrößten Automobilhersteller General Motors Corporation (GM), Detroit, tritt in eine kritische Phase.

NEW NORK .Der mehr als einwöchige Arbeitskampf beim weltgrößten Automobilhersteller General Motors Corporation (GM), Detroit, tritt in eine kritische Phase.Ein zweiter Streik in einem Zulieferwerk in Flint (Michigan) droht sämtliche 29 GM-Werke in Nordamerika lahmzulegen, falls die am Freitag ausgesetzten und am Sonntag wiederaufgenommenen Verhandlungen in dieser Woche nicht zu einem Ergebnis führen.In dem seit dem 5.Juni bestreikten Werk wird Blech für Türen und Kotflügel hergestellt, im anderen Zündkerzen, Filter und Autoteile, die in fast allen GM-Modellen verwendet werden.

Es geht nach Darstellung der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) um gefährliche und ungesunde Verhältnisse in den Fabriken und um die Abwanderung von Arbeitsplätzen nach Mexiko, Thailand und Südamerika.Das Management des Autoherstellers argumentiert, die Fabriken müßten produktiver werden, um mit japanischen und europäischen Herstellern in den USA, deren Arbeiter keiner Gewerkschaft angehören, und ausländischen Teileproduzenten besser konkurrieren zu können.GM beschäftigt in Nordamerika 297 000 Menschen.

An den beiden Streiks sind 9200 Arbeiter beteiligt.Weil die benötigten Teile fehlen, hat GM inzwischen 13 Werke geschlossen und 50 900 Arbeiter vorübergehend nach Hause geschickt.Die Gewerkschaft war verärgert über die Taktik des Managements, das vor Ausbruch des Streiks aus einem der Fabriken Maschinen für die Teileherstellung abtransportieren ließ.

Das hatte den ersten Streik ausgelöst und die Verhandlungen fast eine Woche lahmgelegt.Am Donnerstag bot GM an, die Maschinen sofort nach der Beilegung des Streiks zurückzubringen.

Diese Konzession habe zu Verhandlungen darüber geführt, wieviele Arbeitsplätze in den beiden Flint-Werken erhalten bleiben sollen, war von gewerkschaftlicher Seite zu hören.In einer der stillgelegten Fabriken werden leichte Lkws gebaut, in einem anderen Sportnutzfahrzeuge.

Sie stellen zwar einen kleinen Teil des weltweiten Umsatzes dar, bringen aber fast die Hälfte des Gewinns."Mit dem Ausfall der beiden Werke muß sich GM auf hohe Verluste einstellen", sagte Stephen Girsky, ein Autoanalyst bei der Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter.Girsky rechnet deswegen damit, daß der Streik bis Mittwoch beendet ist.

In den letzten drei Jahren kam es bei GM zu acht Streiks in verschiedenen Werken.In fast allen Fällen hatte die Gewerkschaft durchzusetzen versucht, daß jeder pensionierte Arbeiter durch einen Neueingestellten ersetzt wird.GM dagegen will die Beschäftigtenzahl durch größere Automatisierung und durch den Einkauf von Autoteilen bei konzernfremden Zulieferern abbauen.

Jeder der Streiks endete mit einem Kompromiß, doch mehrmals kam die Einigung erst nach langwierigen Verhandlungen zustande.Ein 17tägiger Streik 1996 in zwei Bremsenwerken in Dayton (Ohio) hatte zur Stillegung von 27 der 29 GM-Werke und der vorübergehenden Entlassung von 178 000 Arbeitern geführt.

GM behauptet, einige Arbeiter in dem Blechwerk wollten für Halbtagsbeschäftigung den vollen Lohn kassieren, während die Gewerkschaft durchsetzen will, daß für 200 pensionsreife Arbeiter 200 neue Arbeiter eingestellt werden.

Im Fall des zweiten Werkes will die Gewerkschaft den seit Jahren anhaltenden Rückgang der Beschäftigtenzahl von 13 000 vor zehn Jahren auf derzeit 5800 aufhalten.Um Kosten zu drücken, baut der Autohersteller seit Jahren immer mehr Fabriken im Ausland.GMs internationale Strategie steht jedoch bei den Flint-Verhandlungen nicht zur Debatte.

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