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Streik-Ende: Bei AEG wird wieder gearbeitet

Nach sechseinhalb Wochen Streik ist die Arbeit bei AEG in Nürnberg wieder aufgenommen worden. In einer Urabstimmung hatten die Beschäftigten den ausgehandelten Sozialtarifvertrag angenommen.

Nürnberg - Der Streik beim AEG-Stammwerk in Nürnberg ist zu Ende. Nach 46 Tagen im Ausstand nahmen die Beschäftigten am Dienstag mit Beginn der Frühschicht die Arbeit wieder auf. In einer Urabstimmung hatten sie zuvor mit 81 Prozent dem zwischen der IG Metall und dem schwedischen Electrolux-Konzern ausgehandelten Sozialtarifvertrag zugestimmt. Electrolux wird das Hausgerätewerk mit 1700 Beschäftigten bis spätestens Ende 2007 schließen und die Produktion nach Italien und Polen verlegen.

IG Metall-Streikleiter Jürgen Wechsler gab das Ergebnis der Urabstimmung bei einer Abschlusskundgebung am frühen Morgen vor dem AEG-Haupttor bekannt. «Wir sind sehr zufrieden», sagte er. Es handle sich um die höchste Zustimmung, die ein Sozialtarifvertrag in Deutschland bisher je gefunden habe. Ausreichend wäre eine Zustimmung von 25 Prozent gewesen. Der Vertrag sieht Abfindungen, Qualifizierungsmaßnahmen und Vorruhestandsregelungen im Volumen von 150 Millionen Euro vor. Nach der Kundgebung rissen die AEG-ler eine Mauer nieder, die symbolisch vor dem Haupttor errichtet worden war, und betraten um 6.30 Uhr wieder das Werksgelände.

Wechsler zog ein gemischtes Fazit der bundesweit beachteten Auseinandersetzung. «Electrolux ist angetreten, um diesen Standort zu schließen», sagte er. «Das haben wir nicht verhindert. Das ist bitter.» Der Sozialtarifvertrag wiege die Werksschließung nicht auf. Dennoch habe der Streik seine Wirkung nicht verfehlt. Er habe gezeigt, dass auch die Arbeitnehmer nicht wehrlos seien und etwas erreichen könnten.

Betriebsratschef Harald Dix sagte: «Der Streik hat uns zusammengeschweißt.» Es habe keinen einzigen Streikbrecher gegeben. Dix zeigte sich skeptisch, ob die Arbeit tatsächlich wie vom Konzern vorgesehen wieder anlaufen werde. Die Produktivität werde nicht mehr den Stand vor dem Streik erreichen. Nach Angaben von Dix ist der Krankenstand unter den Beschäftigten mit mehr als 25 Prozent extrem hoch.

Der Personalabbau bei AEG soll nach und nach erfolgen. Bereits zur Jahresmitte 2006 werden nach Angaben der IG Metall knapp 600 Beschäftigte gehen müssen. Dies hänge mit der seit längerem bekannten Einstellung der Trocknerfertigung sowie der Heraufsetzung der Arbeitszeit von 30 auf 35 Stunden zusammen. Hunderte weiterer Beschäftigter werden nach Einschätzung von Dix bis zum Ende dieses Jahres ihre Kündigung erhalten. (tso/dpa)

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