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© dpa

Streik: Lufthansa streicht zehn Prozent der Europa-Flüge

Die Deutsche Lufthansa streicht wegen der Streiks in den nächsten fünf Tagen zehn Prozent ihrer Flüge im Deutschland- und Europaverkehr. Allein am Mittwoch fielen bereits 82 Flüge aus. Das Unternehmen reagierte - unter anderem mit einem Einstellungsstopp im Passagiergeschäft.

Der unbefristete Streik bei der Lufthansa zeigt zunehmend Wirkung. Am dritten Tag des Arbeitskampfes der Gewerkschaft Verdi wurden erstmals auch Flüge auf der Langstrecke gestrichen. Insgesamt fielen am Mittwoch 82 Flüge aus. Die Lufthansa reagierte mit einem Sonderflugplan, der die Streichung von zehn Prozent der Flüge im Deutschland- und Europaverkehr vorsieht. Ein neuer Flugplan für Interkontinentalflüge solle in Kürze folgen. Zudem kündigte das Unternehmen bei der Vorlage der Halbjahresbilanz neue Sparmaßnahmen an und verhängte für das Passagiergeschäft einen Einstellungsstopp.

Durch den Streik konnten sechs Maschinen nach Amerika, Indien und Dubai nicht abheben, auch die Rückflüge mussten gestrichen werden. Zudem wurden wie am Vortag rund 70 Kurzstreckenflüge aus dem Flugplan genommen, wie das Unternehmen mitteilte. Die Fluggesellschaft versuchte, die betroffenen Passagiere auf andere Maschinen oder die Bahn umzubuchen.

Finanziell getroffen wird Lufthansa laut Verdi auch durch Streiks im Frachtbereich. Der Umschlag bei Lufthansa Cargo am Drehkreuz in Frankfurt sei "völlig zum Erliegen gekommen", sagte Verdi-Sprecher Harald Reutter. Auch die Werft in Hamburg sei "komplett dicht". Ein Unternehmenssprecher der Werft räumte zwar Produktionsbehinderungen ein. In den Hallen werde aber weiter gearbeitet. "Wir können von Hamburg aus noch alle Kunden bedienen", hieß es. Auch Lufthansa Cargo wies die Darstellung zurück: Die Frachtflugzeuge seien planmäßig im Einsatz, auch der Umschlag funktioniere. Man habe auch externe Firmen und Mitarbeiter aus dem Ausland im Einsatz.

5000 Mitarbeiter im Ausstand

"Es wird sich jetzt von Tag zu Tag die Lage verschärfen", sagte Reutter. Wie an den beiden Vortagen hätten sich erneut rund 5000 Mitarbeiter an dem Streik beteiligt. Bei einer Kundgebung vor der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt erklärte Verdi-Verhandlungsführer Erhard Ott, eine Rückkehr an den Verhandlungstisch könne es nur bei einem verbesserten Angebot geben.

Nach Angaben von Verdi soll der Streik am Donnerstag fortgesetzt werden. Besondere weitere Aktionen seien nicht notwendig, weil die Auswirkungen des Streiks sich automatisch steigerten, hieß es in Frankfurt. Für Berlin kündigte Verdi dagegen eine Ausweitung des Arbeitskampfes an. Dort ist auch eine Kundgebung geplant. Die Gewerkschaft bestreikt unter anderem die Wartung von Flugzeugen, so dass die Lufthansa Maschinen außer Betrieb stellen musste.

Flugbegleiter wollen im kommenden Jahr streiken

Die Gewerkschaft verlangt für rund 50.000 Lufthansa-Beschäftigte am Boden und in der Kabine 9,8 Prozent mehr Geld. Lufthansa hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung angeboten. Verdi will auch für die Mitarbeiter in der Kabine verhandeln, hat dort aber deutlich weniger Mitglieder als die konkurrierende Unabhängige Flugbegleiter Organisation Ufo.

Diese Spezialgewerkschaft hat bereits angekündigt, im kommenden Jahr eine Tariferhöhung um 15 Prozent durchsetzen zu wollen. Sie beteiligt sich nicht am derzeitigen Arbeitskampf. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass ein Arbeitskampf nötig sei, sagte der Leiter Tarifpolitik und Recht bei Ufo, Joachim Müller, der "Frankfurter Rundschau". Ufo sei straff organisiert und vertrete "Funktionseliten": Ohne Flugbegleiter könne keine Maschine starten.

Finanzchef: Schmerzgrenze erreicht

Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow verteidigte das Angebot an Verdi. "Wir sind ganz klar an der Schmerzgrenze." Frühere Rekordgewinne seien angesichts weiter gestiegener Ölpreise und der Abschwächung der Wirtschaftslage kein Argument. Bei einem anhaltend hohen Ölpreis müsse davon ausgegangen werden, dass 2008 das Ergebnis des Vorjahres im Passagierbereich nicht erreicht werde. Allerdings hält das Unternehmen an seinem Ziel fest, beim operativen Gewinn auf Konzernebene an den Rekordwert von fast 1,4 Milliarden Euro aus dem Vorjahr anzuknüpfen.

Bereits vor einem Monat hatte Lufthansa einen Einstellungsstopp für die Verwaltung erlassen, nun trifft es auch das Kerngeschäft. Im ersten Halbjahr hatte Lufthansa noch 2800 neue Stellen in Deutschland geschaffen, Ende Juni waren weltweit 108.000 Mitarbeiter im Konzern. Nicht betroffen vom Einstellungsstopp seien Fachkräfte etwa bei der Technik, die dringend gesucht würden, sagte ein Sprecher. Auch für Piloten gelte der Stopp nicht.

20 Prozent Umsatzsteigerung

Mit einem Maßnahmenpaket sollen bei der Passagierbeförderung insgesamt rund 250 Millionen Euro eingespart werden. Dazu zählen auch mögliche Kapazitätsreduzierungen im kommenden Winterflugplan oder eine Erhöhung der Treibstoffzuschläge. Das Unternehmen wolle seine Flexibilität im Krisenfalle auch nutzen, sagte Finanzvorstand Gemkow. Das abgeschwächte Wirtschaftswachstum und der Treibstoffpreis würden nicht ohne Folgen bleiben. Insgesamt bleibe man aber vorsichtig optimistisch.

Die Lufthansa hatte bereits am Dienstagabend Eckdaten zum ersten Halbjahr veröffentlicht. Der operative Gewinn kletterte unter anderem wegen der erstmaligen Einbeziehung der Swiss um rund 45 Prozent von 486 auf 705 Millionen Euro. Der Umsatz legte um fast 20 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich sank das Ergebnis um mehr als die Hälfte auf 402 Millionen Euro, was auf Sondereffekte aus dem Vorjahr zurückzuführen ist. (küs/dpa)

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